Der Konsum sexuell expliziter Inhalte
Nutzung, Erstkontakt und sexuelle Sozialisation in der deutschsprachigen Allgemeinbevölkerung
Sexuell explizite Medien – von Pornografie bis zu erotischer Literatur oder Hörgeschichten – sind heute ein fester Bestandteil der digitalen Alltagskultur. Während in der öffentlichen Debatte oft über potenzielle Risiken diskutiert wird, ist über die Rolle solcher Medien in der sexuellen Sozialisation und über ihre möglichen positiven oder neutralen Wirkungen bislang wenig bekannt.
Die Studie widmet sich daher der Frage, wie Menschen erstmals mit pornografischen Inhalten in Berührung kommen, wie dieser Erstkontakt erlebt wird und welche Bedeutung er retrospektiv für die persönliche Entwicklung hat. Ergänzend werden aktuelle Nutzungsmuster, Motive und Bewertungen untersucht – etwa, ob Pornografie zur Entspannung, zur Erkundung der eigenen Sexualität oder aus Neugier konsumiert wird.
Im Zentrum steht ein nicht-pathologischer Zugang: Pornografiekonsum wird weder pauschal als schädlich noch als unproblematisch betrachtet, sondern als Bestandteil individueller Lern-, Erfahrungs- und Sozialisationsprozesse verstanden. Damit trägt die Studie zu einer differenzierten und empirisch fundierten Betrachtung von Pornografie im Kontext psychischen und sexuellen Wohlbefindens bei.
Methode
Die Online-Befragung richtete sich an deutschsprachige Erwachsene ab 18 Jahren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Rekrutierung erfolgte über das SoSci Panel sowie ergänzend über soziale Medien.
Der Fragebogen (Dauer ca. 15–20 Minuten) umfasste: Fragen zu Erstkontakt mit Pornografie (Alter, Ort, Begleitung, Absicht, wahrgenommene Wirkung), Indikatoren sexueller Sozialisation (Gespräche über Sexualität mit Eltern, Freunden oder Medien vor dem Erstkontakt), aktuelle Nutzungshäufigkeit und -formen (Bilder, Videos, Literatur, Audio),
Motive (z. B. Lust, Neugier, Stressabbau, Lernen), Einstellungen und Selbstwahrnehmung (z. B. Problematic Pornography Consumption Scale, Body Appreciation Scale-2, Sexual Self-Efficacy Scale). Die Befragung war anonym, freiwillig und durch das Ethik-Board der Universität geprüft.
Ergebnisse
Die Datenauswertung läuft. Erwartet wird, dass frühe soziale Erfahrungen – etwa Gespräche über Sexualität oder der Kontext des Erstkontakts – spätere Einstellungen, Nutzungsmuster und subjektive Bewertungen von Pornografie beeinflussen. Erste Analysen deuten auf grosse individuelle Unterschiede hin, was für die Bedeutung von Aufklärung und nicht-moralisierender Sexualbildung spricht.
Literatur
Bőthe, B., Tóth-Király, I., Potenza, M. N., Orosz, G., & Demetrovics, Z. (2020). High-frequency pornography use may not always be problematic. The Journal of Sexual Medicine, 17(4), 793–811.
Grubbs, J. B., Perry, S. L., Wilt, J. A., & Reid, R. C. (2019). Pornography problems due to moral incongruence: An integrative model with a systematic review and meta-analysis. Archives of Sexual Behavior, 48(2), 397–415.
Vieira, C., & Griffiths, M. D. (2024). Problematic pornography use and mental health: A systematic review. Sexual Health & Compulsivity, 31(3), 207–247.
Weinberg, M. S., Williams, C. J., Kleiner, S., & Irizarry, Y. (2010). Pornography, normalization, and empowerment. Archives of Sexual Behavior, 39(6), 1389–1401.
Steckbrief
| Titel (deutsch): | Der Konsum sexuell expliziter Inhalte: Nutzung, Erstkontakt und sexuelle Sozialisation in der deutschsprachigen Allgemeinbevölkerung |
| Titel (englisch): | The Consumption of Sexually Explicit Media: Use, First Exposure, and Sexual Socialization in the German-Speaking Population |
| Erhebungszeitraum: | 06/2025–07/2025 |
| Stichprobe (effektiv): | 1.000 |
| Stand der Informationen: | 29.10.2025 |