Pornografiekonsum und mentale Gesundheit
Erkenntnisse aus einer aktuellen Befragung
Pornografie ist heutzutage für viele Menschen ein fester Bestandteil der digitalen Medienlandschaft. Durch das Internet ist der Zugang zu entsprechenden Inhalten einfacher und diskreter als je zuvor. Während manche Studien darauf hinweisen, dass Pornografiekonsum positive Effekte haben kann – etwa eine offenere Einstellung zu Sexualität oder eine verbesserte Kommunikation mit Partner:innen –, gibt es auch Bedenken. So wird diskutiert, ob ein häufiger Konsum negative Auswirkungen auf das Selbstbild oder die mentale Gesundheit haben kann.
Ein Großteil der bisherigen Forschung konzentriert sich auf problematische oder suchtähnliche Nutzungsmuster, oft in klinischen oder jugendlichen Stichproben. Weniger untersucht ist jedoch, wie sich Pornografiekonsum auf Personen auswirkt, die ihn regelmäßig, aber nicht zwanghaft nutzen. Dabei spielen verschiedene Faktoren eine Rolle: Konsummotive, Nutzungsdauer, persönliche Werte und gesellschaftliche Normen beeinflussen, wie Menschen ihren Pornografiekonsum wahrnehmen und welche Auswirkungen er auf ihr Wohlbefinden hat.
Diese Studie widmet sich der Frage, ob und wie sich Pornografiekonsum auf die mentale Gesundheit auswirkt. Dabei wird nicht nur die Häufigkeit des Konsums betrachtet, sondern auch dessen subjektive Intensität – also wie stark sich Personen durch Pornografie beeinflusst fühlen. Ziel ist es, differenzierte Erkenntnisse über mögliche Zusammenhänge zu gewinnen und über vereinfachte Vorstellungen von „guten“ oder „schlechten“ Effekten hinauszugehen. Denn wie Menschen Pornografie erleben, hängt stark von individuellen und soziokulturellen Faktoren ab.
Methode
Für die Studie wurde eine Online-Befragung mit Erwachsenen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz durchgeführt. Die Teilnehmenden beantworteten Fragen zu ihrem Pornografiekonsum, darunter Häufigkeit, Nutzungsdauer und subjektive Intensität. Zusätzlich wurden psychologische Skalen eingesetzt, um das Selbstbild und mögliche problematische Nutzungsmuster zu erfassen. Die Umfrage war anonym und wurde über das SoSci Panel sowie soziale Medien verbreitet, um eine möglichst diverse Stichprobe zu erreichen. Die Datenanalyse konzentrierte sich darauf, Zusammenhänge zwischen Pornografiekonsum und mentaler Gesundheit zu untersuchen, insbesondere im Hinblick auf Selbstwahrnehmung und mögliche problematische Nutzungsmuster.
Ergebnisse
Die Ergebnisse zeigen, dass die subjektive Intensität des Pornografiekonsums am stärksten mit problematischer Nutzung zusammenhängt. Personen, die ihren Konsum als besonders intensiv empfinden, berichten häufiger von Schwierigkeiten, ihr Verhalten zu kontrollieren, unabhängig von der tatsächlichen Häufigkeit oder Dauer der Nutzung.
Auch beim Selbstbild zeigen sich Zusammenhänge: Eine höhere Konsumhäufigkeit und längere Nutzungsdauer gehen mit einer leicht negativeren Selbstwahrnehmung einher, insbesondere in Bezug auf das eigene Körperbild. Allerdings sind diese Effekte moderat, was darauf hindeutet, dass individuelle und soziale Faktoren eine wichtige Rolle spielen.
Wichtig ist, dass Pornografiekonsum nicht per se mit negativen Folgen verbunden ist. Vielmehr scheint die persönliche Wahrnehmung des eigenen Nutzungsverhaltens entscheidender zu sein als die reine Konsummenge. Weitere Analysen sollen klären, welche Einflussfaktoren – etwa Geschlecht, sexuelle Orientierung oder Konsummotive – diese Zusammenhänge verstärken oder abmildern. Dies unterstreicht die Notwendigkeit eines differenzierten Blicks auf die Auswirkungen von Pornografiekonsum.
Steckbrief
Titel (deutsch): | Pornografiekonsum und mentale Gesundheit: Erkenntnisse aus einer aktuellen Befragung |
Titel (englisch): | Exploring the Relationship Between Pornography Consumption and Mental Health: A Survey of Non-Pathological Users in German-Speaking Countries |
Erhebungszeitraum: | 12/2024 |
Stichprobe (effektiv): | 800 |
Stand der Informationen: | 07.03.2025 |
Weitere Informationen
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Kontakt
Alexander Ort: alexander.ort@unilu.ch