Orphal, Lara & Pinquart, Martin

Bewältigung von Misserfolgen

der Einfluss von Emotionen, individuellen Eigenschaften, Erwartungswichtigkeit und Vorerfahrungen auf die Reaktionen bei verletzten Leistungserwartungen

Erwartungen sind bedingte Annahmen über die Zukunft. Menschen können auf drei verschiedene Weisen mit Erwartungsverletzungen umgehen: mit Assimilation, dh. durch verstärkte Anstrengungen zur Aufrechterhaltung der Erwartung, mit Immunisierung, dh. durch Ignorieren oder Herunterspielen abweichender Informationen, oder mit Akkommodation, dh. durch Erwartungsveränderung. Welche kontextuellen und persönlichkeitsbezogenen Faktoren die Aufrechterhaltung und Veränderung von Erwartungen beeinflussen, ist zurzeit noch Gegenstand von Untersuchungen. In dieser Studie sollte untersucht werden, wie zwei akademische Emotionen, Verwirrung (eine epistemische Emotion) und Ärger (eine Leistungsemotion), sowie Ambiguitätstoleranz als Persönlichkeitsfaktor, und die Wichtigkeit einer Erwartung sowie die Vorerfahrungen bezüglich dieser Erwartung als situative Faktoren, mit der Bewältigung von Erwartungsverletzungen in Leistungskontexten zusammenhängen.

Methode

Der Stichprobe wurden Vignetten vorgelegt, die Verletzungen von Leistungserwartungen beschrieben. Die Geschichten unterschieden sich in der Wichtigkeit der beschriebenen Leistungserwartung (hoch, niedrig), der Vorerfahrung (Erwartungs-bestätigend, -widerlegend, oder keine Vorerfahrung) und der emotionalen Reaktion auf die Erwartungsverletzung (Verwirrung, Verärgerung, oder keine emotionale Reaktion). Als Ergebnismessungen gaben die Teilnehmer ihre subjektive Wahrscheinlichkeit an, die drei verschiedenen Bewältigungsreaktionen auf die Erwartungsverletzung anzuwenden: Assimilation, Immunisierung und Akkomodation. Zusätzlich wurde die Ambiguitätstoleranz mit der deutschen Version der Ambiguitätstoleranzskala erfasst.

Ergebnisse

Insgesamt bewirkten Verärgerung und Verwirrung eine höhere Assimilation und eine geringere Immunisierung. Eine höhere Ambiguitätstoleranz war mit verstärkter Immunisierung und geringerer Akkommodation verbunden, während höhere Wichtigkeit eines erwarteten Ergebnisses zu mehr Assimilation und weniger Akkommodation führte. Schließlich verstärkten vorherige Erwartungsbestätigungen die Erwartungen, was zu höherer Assimilation und Immunisierung und geringerer Akkommodation führte, während eine widerlegende Vorerfahrung nur bei der Akkommodation berücksichtigt wurde, und diese verstärkte. Die Tendenz zur Akkommodation nahm außerdem mit dem Alter zu, und Assimilation war bei Männern insgesamt geringer als bei Frauen.

Literatur

Henss, L., & Pinquart, M. (2023). Expectations do not need to be accurate to be maintained: Valence and need for cognitive closure predict expectation update vs. persistence. Frontiers in Psychology, 14, 1127328.

Panitz, C., Endres, D., Buchholz, M., Khosrowtaj, Z., Sperl, M. F., Mueller, E. M., ... & Pinquart, M. (2021). A revised framework for the investigation of expectation update versus maintenance in the context of expectation violations: The ViolEx 2.0 model. Frontiers in Psychology, 12, 726432.

Steckbrief

Titel (deutsch): Bewältigung von Misserfolgen: der Einfluss von Emotionen, individuellen Eigenschaften, Erwartungswichtigkeit und Vorerfahrungen auf die Reaktionen bei verletzten Leistungserwartungen
Titel (englisch): Coping with Failures: How Emotions, Individual Traits, Expectation-Importance and Prior Experience Affect Reactions to Violated Achievement Expectations
Erhebungszeitraum: 05/2024–06/2024
Stichprobe (effektiv): 310
Stand der Informationen: 12.10.2024

Publikationen

im Review

Weitere Informationen

https://www.uni-marburg.de/en/fb04/rtg-2271

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