Seeger, Christina & Seminar

Social Media in der Wissenschaftskommunikation

The Good, the Bad, and the Ugly

Wissenschaftler*innen nutzen zunehmend Social Media als Outlet für Wissenschaftskommunikation - sowohl um neueste Befunde mit der Fachcommunity zu teilen, aber auch um die Forschung aus dem Elfenbeinturm in die Gesellschaft zu tragen. Soziale Netzwerke eigenen sich dafür besonders, da durch wenig Aufwand eine große Menge an Personen erreicht werden kann und sich das Format für Aufbereitung Science to Public gut eignet (Neuberger et al., 2021). Das Ganze hat aber auch Schattenseiten: Es mehren sich Berichte über negative Erfahrungen auf diesen Plattformen, viele werden mit Hass und Anfeindungen konfrontiert (Seeger et al., 2023). In der Studie wollen wir der Frage nachgehen, welche Auswirkung die Beobachtung von Anfeindungen gegen Wissenschaftler*innen auf die Allgemeinbevölkerung haben. Konkret wollen wir untersuchen, wie legitim Angriffe gegen Wissenschaftler*innen wahrgenommen werden, wie sich diese Angriffe auf die Wahrnehmung der Glaubwürdigkeit der angegriffenen Wissenschaftler*innen und das Vertrauen in Wissenschaft insgesamt auswirken, und ob eine sachliche Stellungnahme des/der Wissenschaftler*in positive Effekte haben kann.

Methode

Zur Überprüfung unserer Vermutungen haben wir ein Experiment im 2x2 Design + Kontrollgruppe durchgeführt. Alle Befragten sahen einen fiktiven Social Media-Post des Wissenschaftlers " Prof. Dr. Müller", in dem dieser für eine neue Publikation warb. Die Kontrollgruppe (KG) sah nur diesen Post, in den Experimentalgruppen war dieser von einem beleidigenden Kommentar eines anonymen Nutzers begleitet. Der beleidigende Kommentar bezog sich je nach Experimentalgruppe entweder auf das Aussehen (persönlicher Angriff, EG1) oder die wissenschaftliche Eignung (wissenschaftlicher Angriff, EG2) des Wissenschaftlers. Die beiden zusätzlichen Experimentalgruppen enthielten zusätzlich zu den jeweiligen Kommentaren eine sachliche Stellungnahme des Wissenschaftlers, in der dieser um eine konstruktive und sachliche Diskussion bat.

Ergebnisse

Unsere Ergebnisse zeigen zunächst keine Effekte der Angriffe auf die Glaubwürdigkeit des Wissenschaftlers, sprich die beleidigenden Kommentare führen nicht wie angenommen dazu, dass der Wissenschaftler als weniger glaubwürdig eingeschätzt wird. Auch Effekte der Angriffe auf Vertrauen in die Wissenschaft allgemein finden sich nicht. Was sich aber zeigt, ist dass eine sachliche Stellungnahme als Reaktion auf einen beleidigenden Kommentar die Glaubwürdigkeit des angegriffenen Wissenschaftlers signifikant erhöhen.

Weiterhin werden wissenschaftliche Angriffe als legitimer eingeschätzt als persönliche Angriffe, insbesondere von Personen, die der Wissenschaft ohnehin schon skeptisch gegenüberstehen.

Zuletzt zeigte sich, dass eine sachliche Stellungnahme des Wissenschaftlers die Bereitschaft des Publikums erhöht, den beleidigenden Kommentar zu melden oder dem Wissenschaftler in Form von unterstützenden Kommentaren zu helfen.

Literatur

Neuberger, C., Weingart, P., Fähnrich, B., et al. (2021). Der digitale Wandel der Wissenschaftskommunikation. https://pure.mpg.de

Seeger, C., Frischlich, L., Obermaier, M., Schmid, U., Riesmeyer, C. & Menke, M. (202 4). Die dunkle Seite der Wissenschaftskommunikation – Erfahrungen von Kommunikationswissenschaftler:innen mit inzivilen Angriffen. CHARMS Report #1, online verfügbar unter: https://osf.io/xcrkp/

Steckbrief

Titel (deutsch): Social Media in der Wissenschaftskommunikation: The Good, the Bad, and the Ugly
Titel (englisch): Social Media in Science Communication: The Good, the Bad, and the Ugly
Erhebungszeitraum: 06/2024
Stichprobe (effektiv): 0
Stand der Informationen: 15.07.2024

Kontakt

Christina Seeger (christina.seeger@aau.at)

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