Elberich, Nina

Der Einfluss sozialer Kompetenzen auf das Konfliktverhalten am Arbeitsplatz

Konfliktsituationen am Arbeitsplatz sind alltäglich und unvermeidlich. Häufig sind sie negativ behaftet, jedoch zeigen Studien auch funktionale Auswirkungen, z.B. bessere Entscheidungsfindung oder innigere Bindungen (Jehn & Bendersky, 2003). Demnach sollte es nicht das Ziel von Unternehmen sein, Konflikte gänzlich zu vermeiden, sondern konstruktives Konfliktverhalten zu verstehen und dieses zu fördern.

Das häufig zugrunde liegende Dual Concern Modell (Thomas, 1976) teilt Konfliktverhalten anhand des Abwägens zwischen Eigen- und Fremdinteressen in fünf verschiedene Stile ein (diese werden häufig wiederum in konstruktives und destruktives Verhalten kategorisiert). Studien konnten zeigen, dass neben situationsspezifischen Verhaltensanpassungen durchaus stabile individuelle Präferenzen für einen bestimmten Stil vorliegen.

Ziel dieser Umfrage ist es nun vor allem, den Einfluss ausgewählter, aus der Empirie gewonnen sozialen Kompetenzen auf das individuelle Konfliktverhalten zu untersuchen. Hierbei wird ein personenzentrierter Ansatz gewählt, d.h. dass eine unterschiedliche Zusammensetzung der sozialen Kompetenzen (gebündelte Betrachtung) Subgruppen beschreiben kann. Die ausgewählten sozialen Kompetenzen sind: Zuhören, Kognitive Empathie, Affektive Empathie, Perspektivübernahme, Emotionsregulation, Durchsetzungsfähigkeit, Emotionale Expressivität. Neben dem Konfliktverhalten wird als abhängige Variable individuelles Stresserleben von Konflikten erfasst.

Methode

Zur Überprüfung der Forschungsfragen wird ein quantitativer Forschungsansatz gewählt. Die Daten sollen mithilfe eines standardisierten Fragebogens im Rahmen einer querschnittlichen Online-Befragung erhoben werden. Alle Variablen werden mittels validierter Skalen erhoben. Der Fragebogen richtet sich ausschließlich an Personen, welche aktuell in einem Beschäftigungsverhältnis stehen. Die Daten sollen anschließend mithilfe von SPSS und Mplus inferenzstatistisch getestet werden. (Die Berechnung einer Latenten Profilanalyse hat keinen Einfluss auf die Erhebung der Daten).

Ergebnisse

Zunächst zeigt sich, dass bis auf Kognitive Empathie alle anderen sechs sozialen Kompetenzen Einfluss auf das Verhalten in einem Konflikt haben. Auch zeigt sich, dass höhere Ausmaße an affektiver Empathie und emotionaler Expressivität mit mehr, höhere Ausmaße an Durchsetzungsfähigkeit und Zuhören hingegen jedoch mit weniger individuellem Stresserleben von Konflikten zusammenhängen.

Aus der Profilanalyse ergeben sich drei Subgruppen (d.h. in einer Subgruppe zeigen sich ähnliche Muster bei der der Zusammensetzung/Ausprägung der sozialen Kompetenzen):

Die erste Gruppe zeigt generell höhere Ausprägungen auf den meisten Kompetenzen, ist vor allem durch ein hohes Ausmaß an affektiver Empathie kombiniert mit hoher Durchsetzungsfähigkeit gekennzeichnet, hält Emotionen in Konflikt jedoch zurück. Diese Gruppe lässt sich als „Moving towards“ beschreiben.

Die zweite Gruppe zeigt generell die niedrigsten Ausprägungen bzgl. der Kompetenzen, hat jedoch hohe Ausprägungen bei affektiver Empathie. Diese Gruppe lässt sich als „Moving away“ beschreiben.

Die dritte Gruppe lässt sich durch niedrige affektive Empathie, jedoch hohe Durchsetzungsfähigkeit und emotionaler Expressivität beschreiben. Diese Gruppe kann als „Moving against“ bezeichnet werden.

Das Alter von Personen trifft keine Vorhersagen über die Gruppenzugehörigkeit, jedoch sind Personen männlichen Geschlechts eher in der Gruppe „Moving against“ und Personen mit Führungsverantwortung haben höhere Wahrscheinlichkeiten, der Gruppe „Movings towards“ zugeordnet zu sein.

Literatur

DeChurch, L. A., Mesmer-Magnus, J. R., & Doty, D. (2013). Moving beyond relationship and task conflict: toward a process-state perspective. Journal of Applied Psychology, 98(4), 559-578.

Jehn, K. A., & Bendersky, C. (2003). Intragroup conflict in organizations: A contingency perspective on the conflict-outcome relationship. Research in organizational behavior, 25, 187-244.

Thomas, K. W. (1976). Conflict and conflict management. In: Dunnette, M. D. (Ed.) Handbook of Indus- trial and Organizational Psychology, Rand McNally, Chicago, (889-935).

Steckbrief

Titel (deutsch): Der Einfluss sozialer Kompetenzen auf das Konfliktverhalten am Arbeitsplatz
Titel (englisch): The influence of social skills on conflict behavior in the workplace
Erhebungszeitraum: 12/2023
Stichprobe (effektiv): 1.097
Stand der Informationen: 06.04.2024

Kontakt

Nina Elberich

© 2009-2024 SoSci Panel