Validierung der Skala zur Einstellung zu informationeller Privatheit
Im digitalen Zeitalter sorgen sich viele Menschen um den Schutz ihrer privaten Daten (European Commission, 2015). Allerdings ergreifen nicht alle Personen, die Besorgnis äußern, auch konkrete Schritte, um ihre privaten Daten zu schützen (Barth & de Jong, 2017; Koko-lakis, 2017; Yu et al., 2020). Wir vermuten, dass die Inkonsistenz daraus resultiert, dass es leicht ist, Sorgen verbal zu äußern, der tatsächliche Schutz der informationellen Privatheit aber oft mit Aufwand, Unbequemlichkeit und finanziellen Kosten verbunden ist. Deshalb haben wir eine Skala zur Messung der Einstellung zur informationellen Privatheit entwickelt, die diese Verhaltenskosten berücksichtigt.
Um die Einstellung zur informationellen Privatheit besser zu verstehen, haben wir außerdem untersucht, wie sie sich bei verschieden eingestellten Menschen zeigt. Wir nehmen an, dass je nachdem, wie wichtig Personen ihre informationelle Privatheit ist, ihre Einstellung in unterschiedlichen Stufen entwickelt ist und sich entsprechend in unterschiedlichem Verhalten zeigt (vgl. Kaiser & Lange, 2023/in press). Auf der niedrigsten Stufe sind Personen, denen ihre informationelle Privatheit egal ist, auf der höchsten Stufe sind Personen, die sich den Schutz der informationellen Privatheit zum Lebensziel gemacht haben.
Methode
Im Rahmen der Sosci-Panel Onlinestudie haben mehr als 1400 Teilnehmende die neue Skala zur informationellen Privatheit (CIP), zusätzliche Fragen zur Untersuchung der Einstellungsstufen und eine etablierte Skala für Privatheitssorgen (IUIPC; Malhotra et al., 2004) beantwortet. Am Ende der Befragung wurden die Teilnehmenden gebeten, verschiedene sensible private Informationen (z. B. Einkommen, Postleitzahl, Wahlverhalten) preiszugeben. Diese wurden nicht inhaltlich ausgewertet, stattdessen wurde geprüft, ob die Teilnehmenden bereit waren zu antworten, d. h. ihre Daten preiszugeben.
Ergebnisse
Die Ergebnisse sprechen dafür, dass die neu entwickelte Einstellungsskala für informationelle Privatheit zuverlässig eben diese Einstellung misst und auch Verhalten vorhersagen kann. Die Zuordnung zu Einstellungsstufen war noch nicht ausreichend konsistent, um die angenommenen Stufen zu bestätigen.
Literatur
Barth, S., & de Jong, M. D. T. (2017). The privacy paradox – Investigating discrepancies between expressed privacy concerns and actual online behavior – A systematic literature review. Telematics and Informatics, 34(7), 1038–1058. https://doi.org/10.1016/j.tele.2017.04.013
European Commission. (2015). Data protection: Special Eurobarometer 431 [UnpublishedWork]. www.ec.europa.eu/public_opinion/archives/ebs/ebs_431_en.pdf
Kaiser, F. G., & Lange, F. (2023). Explaining environmentally protective behavior with environmental attitude: the road to a cumulative network of knowledge [Chapter in edited book in preparation].
Kokolakis, S. (2017). Privacy attitudes and privacy behaviour: A review of current research on the privacy paradox phenomenon. Computers and Security, 64, 122–134. https://doi.org/10.1016/j.cose.2015.07.002
Malhotra, N. K., Kim, S. S., & Agarwal, J. (2004). Internet users' information privacy concerns (IUIPC): The construct, the scale, and a causal model. Information systems research, 15(4), 336-355.
Yu, L., Li, H., He, W., Wang, F. K., & Jiao, S. (2020). A meta-analysis to explore privacy cognition and information disclosure of internet users. International Journal of Information Management, 51, 102015. https://doi.org/10.1016/j.ijinfomgt.2019.09.011
Steckbrief
| Titel (deutsch): | Validierung der Skala zur Einstellung zu informationeller Privatheit |
| Titel (englisch): | Validation of the Commitment to Information Privacy Scale |
| Erhebungszeitraum: | 05/2023 |
| Stichprobe (effektiv): | 1.417 |
| Stand der Informationen: | 05.02.2024 |
Weitere Informationen
https://www.ipsy.ovgu.de/sozpsy-path-980,1404.html