Zieringer, Robert & Zapf, Dieter

Gesund aus vollem Herzen

Gadgets und Uhren zur Messung der aktuellen Pulsfrequenz sind mittlerweile

allgegenwärtig. Es gibt kaum noch eine Smartwatch, die nicht auch den Puls

misst. Gut belegt ist mittlerweile auch, dass unser Ruhepuls mit unserer

kognitiven Leistungsfähigkeit zusammenhängt (Zahn et al., 2016). Kann uns

unsere Smartwatch oder unser Handy also sagen, wie leistungsfähig und

belastbar wir aktuell sind? Oder liefern diese Smartdevices im Grunde

nutzlose Informationen?

Um das herauszufinden, wollen wir unsere Probanden mit einer

wissenschaftlich validierten App über die Kamera ihres Smartphones ihren

Herzschlag messen lassen. Diese Daten bringen wir mit dem subjektiven

Leistungserleben, der Einschätzung durch andere Personen, Ergebnissen bei

formalen Leistungsbeurteilungen und weiteren Maßen (z.B. innovativen Ideen

bei der Arbeit) in Verbindung. Darüber hinaus erfassen wir die

Arbeitszufriedenheit, Engagement, Motivation und die psychische

Beanspruchung unserer Probanden.

Wir werden untersuchen wie sich die psychische Beanspruchung auf den

Herzschlag auswirkt und wie dieser wiederum mit Leistungsfähigkeit und

Leistung zusammenhängt. Wir wollen außerdem herausfinden, ob unser

Herzschlag etwas über unsere Verfassung hier und jetzt oder eher über den

langfristigen Gesundheitszustand aussagt.

Zahn, D., Adams, J., Krohn, J., Wenzel, M., Mann, C. G., Gomille, L. K.,

... & Kubiak, T. (2016). Heart rate variability and self-control—A

meta-analysis. Biological Psychology, 115, 9-26.

Methode

Wir verwenden ein längsschnittliches Design mit insgesamt 6

Messzeitpunkten (t0-5), um auch den zeitlichen Verlauf von Gesundheit und

beruflichem Erfolg/Leistungsfähigkeit untersuchen zu können. Die

Teilnehmer laden sich zum ersten Messzeitpunkt die App herunter, messen

ihren Herzschlag und beantworten einige Fragen (t0). Jeweils eine, zwei und

drei Wochen nach dem ersten Messzeitpunkt (t1-3) bekommen die Probanden

sehr kurze Fragebögen zugesandt, in denen die Herzrate und einige

besonders änderungssensitive Konstrukte gemessen werden. Nach vier Wochen

(t4) und 6 Monaten (t5, Follow-Up) werden weitere Messungen durchgeführt,

die auch die Konstrukte aufgreifen, die weniger änderungssensitiv sind und

einen längeren Zeitabstand erfordern.

Ausgewertet werden die Daten sowohl deskriptiv- als auch

inferenzstatistisch mittels Multilevel- und Strukturgleichungsmodellen.

Auch eine Auswertung mittels Machine Learning Methoden wie Decision Trees,

Random Forests, Gradient Boosting ist vorgesehen.

Ergebnisse

Die Herzartenvariabilität ist ein Maß für die "Unregelmäßigkeit" des Herzschlages. Konträr zum viel verbreiteten Irrglauben, dass ein gesunder Herzschlag möglichst gleichmäßig sein sollte, haben zahlreiche Untersuchungen belegt, dass eine gewisse Unregelmäßigkeit - die Variabilität - im Herzschlag ein Zeichen eines guten Gesundheitszustandes ist.

Wir wollten untersuchen, ob sich dieser anhand der Herzratenvariabilität und des Ruhepuls gemessene Gesundheitszustand auch auf die berufliche Leistung und Leistungsfähigkeit auswirkt. Dazu haben wir unsere Teilnehmer mehrere Wochen hintereinander gebeten mit einer als Medizinprodukt anerkannten App (Preventicus Heartbeats) ihren Herzschlag zu messen, Fragen zu ihrer selbst wahrgenommenen Leistungsfähigkeit und beruflichen Leistung zu beantworten und wenn möglich auch noch Kollegen oder Vorgesetzte einzuladen, die ihre Leistung in der vergangenen Woche beurteilen sollten.

Wenn Teilnehmer innerhalb einer Woche einen höheren Ruhepuls oder eine geringere Herzratenvariabilität hatten, dann beurteilten sie auch ihre eigene berufliche Leistung innerhalb dieser Woche schlechter. Stieg ihre Herzratenvariabilität oder sank ihr Ruhepuls, dann beurteilten sie ihre eigene Leistung in dieser Woche wieder besser.

Interessanterweise bemerkten diesen Unterscheid auch Kollegen oder Vorgesetzte, die die Teilnehmer im Rahmen der Studie gebeten hatten, die eigene Leistung innerhalb der letzten sieben Tage zu beurteilen. War die Herzratenvariabilität der Teilnehmer innerhalb einer Woche höher, dann erhielten sie auch positivere Bewertungen ihrer beruflichen Leistungen von ihren Kollegen oder Vorgesetzten. Sank ihre Herzratenvariabilität, dann sank auch die Beurteilung ihrer Leistung durch Kollegen und Vorgesetzte.

Literatur

Zahn, D., Adams, J., Krohn, J., Wenzel, M., Mann, C. G., Gomille, L. K.,

... & Kubiak, T. (2016). Heart rate variability and self-control—A

meta-analysis. Biological Psychology, 115, 9-26.

Steckbrief

Titel (deutsch): Gesund aus vollem Herzen
Titel (englisch): Staying healthy from the bottom of your heart
Erhebungszeitraum: 03/2018–08/2020
Stichprobe (effektiv): 427
Stand der Informationen: 30.08.2023

Publikationen

Publikationen werden zur Zeit vorbereitet, der SoSciPanel wird in diesen Publikationen als Quelle genannt werden

Weitere Informationen

https://www.uni-frankfurt.de/73681025/Robert_Zieringer

https://www.zieringer.company

Kontakt

zieringer@psych.uni-frankfurt.de

robert@zieringer.company

© 2009-2024 SoSci Panel