Gesund aus vollem Herzen
Gadgets und Uhren zur Messung der aktuellen Pulsfrequenz sind mittlerweile
allgegenwärtig. Es gibt kaum noch eine Smartwatch, die nicht auch den Puls
misst. Gut belegt ist mittlerweile auch, dass unser Ruhepuls mit unserer
kognitiven Leistungsfähigkeit zusammenhängt (Zahn et al., 2016). Kann uns
unsere Smartwatch oder unser Handy also sagen, wie leistungsfähig und
belastbar wir aktuell sind? Oder liefern diese Smartdevices im Grunde
nutzlose Informationen?
Um das herauszufinden, wollen wir unsere Probanden mit einer
wissenschaftlich validierten App über die Kamera ihres Smartphones ihren
Herzschlag messen lassen. Diese Daten bringen wir mit dem subjektiven
Leistungserleben, der Einschätzung durch andere Personen, Ergebnissen bei
formalen Leistungsbeurteilungen und weiteren Maßen (z.B. innovativen Ideen
bei der Arbeit) in Verbindung. Darüber hinaus erfassen wir die
Arbeitszufriedenheit, Engagement, Motivation und die psychische
Beanspruchung unserer Probanden.
Wir werden untersuchen wie sich die psychische Beanspruchung auf den
Herzschlag auswirkt und wie dieser wiederum mit Leistungsfähigkeit und
Leistung zusammenhängt. Wir wollen außerdem herausfinden, ob unser
Herzschlag etwas über unsere Verfassung hier und jetzt oder eher über den
langfristigen Gesundheitszustand aussagt.
Zahn, D., Adams, J., Krohn, J., Wenzel, M., Mann, C. G., Gomille, L. K.,
... & Kubiak, T. (2016). Heart rate variability and self-control—A
meta-analysis. Biological Psychology, 115, 9-26.
Methode
Wir verwenden ein längsschnittliches Design mit insgesamt 6
Messzeitpunkten (t0-5), um auch den zeitlichen Verlauf von Gesundheit und
beruflichem Erfolg/Leistungsfähigkeit untersuchen zu können. Die
Teilnehmer laden sich zum ersten Messzeitpunkt die App herunter, messen
ihren Herzschlag und beantworten einige Fragen (t0). Jeweils eine, zwei und
drei Wochen nach dem ersten Messzeitpunkt (t1-3) bekommen die Probanden
sehr kurze Fragebögen zugesandt, in denen die Herzrate und einige
besonders änderungssensitive Konstrukte gemessen werden. Nach vier Wochen
(t4) und 6 Monaten (t5, Follow-Up) werden weitere Messungen durchgeführt,
die auch die Konstrukte aufgreifen, die weniger änderungssensitiv sind und
einen längeren Zeitabstand erfordern.
Ausgewertet werden die Daten sowohl deskriptiv- als auch
inferenzstatistisch mittels Multilevel- und Strukturgleichungsmodellen.
Auch eine Auswertung mittels Machine Learning Methoden wie Decision Trees,
Random Forests, Gradient Boosting ist vorgesehen.
Ergebnisse
Die Herzartenvariabilität ist ein Maß für die "Unregelmäßigkeit" des Herzschlages. Konträr zum viel verbreiteten Irrglauben, dass ein gesunder Herzschlag möglichst gleichmäßig sein sollte, haben zahlreiche Untersuchungen belegt, dass eine gewisse Unregelmäßigkeit - die Variabilität - im Herzschlag ein Zeichen eines guten Gesundheitszustandes ist.
Wir wollten untersuchen, ob sich dieser anhand der Herzratenvariabilität und des Ruhepuls gemessene Gesundheitszustand auch auf die berufliche Leistung und Leistungsfähigkeit auswirkt. Dazu haben wir unsere Teilnehmer mehrere Wochen hintereinander gebeten mit einer als Medizinprodukt anerkannten App (Preventicus Heartbeats) ihren Herzschlag zu messen, Fragen zu ihrer selbst wahrgenommenen Leistungsfähigkeit und beruflichen Leistung zu beantworten und wenn möglich auch noch Kollegen oder Vorgesetzte einzuladen, die ihre Leistung in der vergangenen Woche beurteilen sollten.
Wenn Teilnehmer innerhalb einer Woche einen höheren Ruhepuls oder eine geringere Herzratenvariabilität hatten, dann beurteilten sie auch ihre eigene berufliche Leistung innerhalb dieser Woche schlechter. Stieg ihre Herzratenvariabilität oder sank ihr Ruhepuls, dann beurteilten sie ihre eigene Leistung in dieser Woche wieder besser.
Interessanterweise bemerkten diesen Unterscheid auch Kollegen oder Vorgesetzte, die die Teilnehmer im Rahmen der Studie gebeten hatten, die eigene Leistung innerhalb der letzten sieben Tage zu beurteilen. War die Herzratenvariabilität der Teilnehmer innerhalb einer Woche höher, dann erhielten sie auch positivere Bewertungen ihrer beruflichen Leistungen von ihren Kollegen oder Vorgesetzten. Sank ihre Herzratenvariabilität, dann sank auch die Beurteilung ihrer Leistung durch Kollegen und Vorgesetzte.
Literatur
Zahn, D., Adams, J., Krohn, J., Wenzel, M., Mann, C. G., Gomille, L. K.,
... & Kubiak, T. (2016). Heart rate variability and self-control—A
meta-analysis. Biological Psychology, 115, 9-26.
Steckbrief
Titel (deutsch): | Gesund aus vollem Herzen |
Titel (englisch): | Staying healthy from the bottom of your heart |
Erhebungszeitraum: | 03/2018–08/2020 |
Stichprobe (effektiv): | 427 |
Stand der Informationen: | 30.08.2023 |
Publikationen
Publikationen werden zur Zeit vorbereitet, der SoSciPanel wird in diesen Publikationen als Quelle genannt werden
Weitere Informationen
https://www.uni-frankfurt.de/73681025/Robert_Zieringer