Pohl, Katharina

Politische Mobilisierung auf Sozialen Netzwerkseiten

Soziale Netzwerkseiten sind mittlerweile eine wichtige Anlaufstelle für Informationen über aktuelle Geschehnisse und Nachrichten (Newman et al., 2020). Dies nutzen auch immer mehr politische Akteur*innen für sich, indem sie ihre politischen Inhalte dort verbreiten, um damit (potenzielle) Wähler*innen zu erreichen (Haßler & Kruschinski, 2019). Im Zuge dessen erfüllt die Kommunikation der politischen Akteur*innen vor allem drei Funktionen: Sie soll Wähler*innen informieren, mit ihnen interagieren und sie mobilisieren (Christenson et al., 2014). Bisherige Studien zeigen bereits, dass politische Akteur*innen vor allem von der Funktion des Informierens Gebrauch machen, während das Potenzial Sozialer Netzwerkseiten zur Interaktion und Mobilisierung bisher wenig ausgeschöpft wird (Magin et al., 2017). Dabei zeigen erste Studien, dass Social-Media-Beiträge, die Online-Partizipationsaufrufe enthalten, öfter von Nutzer*innen geteilt und somit die Inhalte weiter verbreitet werden als Beiträge, die sich lediglich auf Informationen beschränken (Heiss & Matthes, 2016). Die vorliegende Studie möchte darüber hinaus untersuchen, wie sich die Art des Partizipationsaufrufs auf die intendierte politische Partizipation von Social-Media-Nutzer*innen auswirkt. Dabei geht sie der Frage nach, inwiefern die Eigenschaften der Nutzer*innen oder die Eigenschaften der Botschaft die Partizipationsbereitschaft beeinflussen können.

Methode

Um diese Frage zu beantworten, wurde eine experimentelle Befragung angelegt. Diese untersucht zunächst den Einfluss verschiedener Arten von Partizipationsaufrufen auf die politische Partizipationsbereitschaft von Nutzer*innen. Hierbei wird neben Online- und Offline-Aufrufen zusätzlich zwischen Aufrufen unterschieden, die zu Aktionen aufrufen, die viel Zeit und Energie abverlangen (viel Aufwand) und solchen, die wenig Zeit und Energie abverlangen (wenig Aufwand). Außerdem wird der Einfluss der Posturheberin (Soziale Bewegung/Partei) untersucht. Neben diesen beitragsspezifischen Faktoren integriert diese Untersuchung darüber hinaus im Befragungsteil nutzerspezifische Faktoren wie das politische Interesse, die Motivation oder das generelle Engagement vor und während der Covid-19-Pandemie.

Ergebnisse

Die Ergebnisse dieser Studie verdeutlichen, dass sowohl Nutzerfaktoren, also Faktoren, die sich aus den Voreinstellungen und Eigenschaften von Nutzer*innen ergeben als auch Botschaftsfaktoren, also Faktoren, die die Gestaltung eines Beitrages auf Sozialen Netzwerkseiten betreffen, die politische Partizipationsbereitschaft der Nutzer*innen beeinflussen können. Bei den Nutzerfaktoren tragen das Themen-Involvement, die Neigung zu bestimmten politischen Akteur*innen, das bisherige Engagement und die Motivation der Nutzer*innen zur Erklärung bei, ob Nutzer*innen dazu bereit sind, sich politisch zu beteiligen oder nicht. Die Botschaftsfaktoren können im Vergleich dazu nur einen geringen Anteil der politischen Partizipationsbereitschaft erklären. Während hier die Urheberin des Beitrages die Bereitschaft zu politischen Partizipation nicht beeinflusst, wirkt sich der enthaltene Partizipationsaufruf durchaus auf die Bereitschaft der Nutzer*innen aus.

Literatur

Christenson, D. P., Smidt, C. D. & Panagopoulos, C. (2014). Deus ex Machina. Political Research Quarterly, 67(1), 108–122. https://doi.org/10.1177/1065912913494017

Haßler, J. & Kruschinski, S. (2019). Vernetzte Kampagne?! In C. Holtz-Bacha (Hrsg.), Die (Massen-)Medien im Wahlkampf (Bd. 8, S. 73–95). Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-24824-6_4

Heiss, R. & Matthes, J. (2016). Mobilizing for Some. Journal of Media Psychology, 28(3), 123–135. https://doi.org/10.1027/1864-1105/a000199

Magin, M., Podschuweit, N., Haßler, J. & Rußmann, U. (2017). Campaigning in the fourth age of political communication. A multi-method study on the use of Facebook by German and Austrian parties in the 2013 national election campaigns. Information, Communication & Society, 20 (11), 1698–1719. https://doi.org/10.1080/1369118X.2016.1254269

Newman, N., Fletcher, R., Schulz, A., Andı, S. & Nielsen, R. K. (2020). Reuters Institute Digital News Report 2020. Zugriff am 16.06.2020. Verfügbar unter: https://reutersinstitute.politics.ox.ac.uk/sites/default/files/2020-06/DNR_2020_FINAL.pdf

Steckbrief

Titel (deutsch): Politische Mobilisierung auf Sozialen Netzwerkseiten
Titel (englisch): Political mobilization on social media sites
Erhebungszeitraum: 10/2020
Stichprobe (effektiv): 1.020
Stand der Informationen: 01.06.2023

Weitere Informationen

Diese Studie entstand im Rahmen der Nachwuchsforschungsgruppe „DigiDeMo“, die durch das Bayerische Staatsministerium

für Wissenschaft und Kunst gefördert und durch das Bayerische Forschungsinstitut für digitale Transformation (bidt) koordiniert wird.

Kontakt

Katharina Pohl

© 2009-2024 SoSci Panel