Arslanparcasi, Yusuf

Well-Being für die Arbeitsgestaltung von morgen

Die einschneidenden Veränderungen in der Arbeitswelt rücken den Wandel von Sinn- und Wertefragen sowie den Einfluss des Stress- und Wohlbefindens auf das Individuum in den Fokus und eröffnen damit Möglichkeiten, die Arbeit neu zu gestalten (Hannah et al., 2020; Johnson et al., 2020). Eine tragende Bedeutung kommt dem Konzept Well-Being im Arbeitskontext zu, das bereits 1989 von James und James als wichtiger Angelpunkt für die Bewertung des work environment erkannt wurde. Allerdings gibt es bis dato keine einheitliche Definition von einem umfassenden Well-Being im Arbeitskontext, die bspw. Job Characteristics, Job Attitudes und weitere Outcomes miteinbezieht (Hannah et al., 2020; Smith & Smith, 2021; Warr & Nielson, 2018).

Die bisherige Forschung zu Well-Being im Arbeitskontext folgte fast ausschließlich dem hedonischen Ansatz (Hannah et al., 2020; Johnson et al., 2018; Taris & Schaufeli, 2014). So gibt es eine Fülle an kontextunabhängigen Messinstrumenten, die sich an das Leben und die Erfahrungen der Arbeitnehmer*innen im Allgemeinen richten und maladaptiv für den Organisationskontext sind (Dagenais-Desmarais & Savoie, 2012; Sandilya & Shahnawaz, 2018).

Ziel dieser Studie war es, ein Messinstrument für Well-Being nach dem eudaimonischen Ansatz zu entwickeln und in einer großen Stichprobe zu validieren, welches vornehmlich im Arbeitskontext zur Anwendung kommen soll.

Daher lautet eine der wichtigsten Fragen, welche Faktoren am Arbeitsplatz beeinflussen Health und Well-Being der Arbeitnehmer*innen. Zur Erforschung der Rolle von Well-Being aus organisationaler Perspektive müssen die wichtigsten Determinanten von Gesundheit und Well-Being am Arbeitsplatz – bekannt als Arbeitsanforderungen und Arbeitsressourcen – skizziert werden. Erst im Anschluss daran können Maßnahmen zur Verbesserung von Well-Being der Arbeitnehmer*innen sowie zur Steuerung von organisationalen Outcomes (Produktivität, Umsatz, Absentismus etc.) erarbeitet und ergriffen werden.

Methode

Auf Grundlage bisheriger Forschung zu Well-Being und Arbeitsgestaltungsmodellen wurde ein neues Messinstrument in Form eines Fragebogens für Well-Being speziell für den Arbeitskontext entwickelt. Die dimensionale Struktur des Messinstruments wurde anhand der konfirmatorischen Faktoranalyse untersucht und validiert. Des Weiteren wurden weitere Variablen (Lernkultur, Arbeitsengagement, Agilität) in der Studie erhoben, um deren Zusammenhänge zu dem neuen Messinstrument zu untersuchen.

Ergebnisse

Das neu entwickelte Messinstrument ist eine Weiterentwicklung früherer Modelle zur Arbeitsplatzgestaltung, da es eine viel größere Vielfalt potenziell entscheidender Arbeitsplatzanforderungen und -ressourcen einbezieht. Die Beurteilung der Modellgüte mithilfe der Prüfung auf globalen und lokalen Fit zeigen einen guten Modellfit und untermauern damit die dimensionale Struktur des Messinstruments für Well-Being im Arbeitskontext. Die positiven Zusammenhänge zu Lernkultur und Arbeitsengagement sind signifikant und liefern Anhaltspunkte zur Gestaltung der Arbeit und Förderung von Gesundheit und Well-Being der Arbeitnehmer*innen.

Literatur

Dagenais-Desmarais, V., & Savoie, A. (2012). What Is Psychological Well-Being, Really? A Grassroots Approach from the Organizational Sciences. Journal of Happiness Studies: An Interdisciplinary Forum on Subjective Well-Being, 13(4), 659–684. https://doi.org/10.1007/s10902-011-9285-3

Hannah, S. T., Perez, A. L. U., Lester, P. B., & Quick, J. C. (2020). Bolstering Workplace Psychological Well-Being Through Transactional and Transformational Leadership. Journal of Leadership & Organizational Studies, 27(3), 222–240. https://doi.org/10.1177/1548051820933623

James, L. A. & James, L. R. (1989). Integrating work environment perceptions: Explorations into the measurement of meaning. Journal of Applied Psychology, 74(5), 739–751. https://doi.org/10.1037/0021-9010.74.5.739

Johnson, A., Dey, S., Nguyen, H., Groth, M., Joyce, S., Tan, L., Glozier, N., & Harvey, S. B. (2020). A review and agenda for examining how technology-driven changes at work will impact workplace mental health and employee well-being. Australian Journal of Management, 45(3), 402–424. https://doi.org/10.1177/0312896220922292

Johnson, S., Robertson, I., & Cooper, C. L. (2018). Well-Being. Productivity and Happiness at Work (2nd ed.). Palgrave Macmillan. https://doi.org/10.1007/978-3-319-62548-5

Sandilya, G., & Shahnawaz, G. (2018). Index of Psychological Well-being at Work—Validation of Tool in the Indian Organizational Context. Vision: The Journal of Business Perspective, 22(2), 174–184. https://doi.org/10.1177/0972262918766134

Smith, A.P., & Smith, H.N. (2021). Wellbeing at Work: Theory, Measurement, and Findings. In E. Aydin & M. Rahman (Eds.), Global Issues in Business and Organization Studies (pp. 27-47). Cambridge Scholars Publishing.

Taris, T. W., & Schaufeli, W. (2014). Individual well-being and performance at work: A conceptual and theoretical overview. In M. van Veldhoven, & R. Peccei (Eds.), Well-being and Performance at Work (pp. 15-34). Psychology Press. https://doi.org/10.4324/9781315743325

Warr, P., & Nielsen, K. (2018). Wellbeing and work performance. In E. Diener, S. Oishi, & L. Tay (Eds.), Handbook of well-being (pp. 686-707). DEF Publishers.

Steckbrief

Titel (deutsch): Well-Being für die Arbeitsgestaltung von morgen
Titel (englisch): Well-Being for tomorrow's work design
Erhebungszeitraum: 02/2023–03/2023
Stichprobe (effektiv): 936
Stand der Informationen: 20.05.2023

Weitere Informationen

https://www.iad.tu-darmstadt.de/institut_iad/ueberuns/mitarbeiter_iad/arslanparcasi_yusuf_iad/arslanparcasi_yusuf_iad.de.jsp

Kontakt

yusuf.arslanparcasi@tu-darmstadt.de

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