Die Auswirkungen von reißerischer Berichterstattung über eine COVID-19 "Suizid-Welle"

Zu Beginn der COVID-19 Pandemie berichteten viele Medien über eine anstehende "Suizid-Welle", die mit der Pandemie und den Maßnahmen zu deren Eindämmung einhergehen würden. Zahlreiche Studien haben einen solchen Zusammenhang seither untersucht und keinen generellen Anstieg der Suizidrate im Zusammenhang mit der Pandemie gefunden.

Unsere Studie beschäftigt sich mit den Auswirkungen von solchen reißerischen Artikeln auf Awareness, Selbstwirksamkeit, Handlungsintentionen, Hilfsverhalten, Suizidnormen und Akzeptanz von Suizid der Leser:innen.

Methode

Die Befragten des Panels wurden randomisiert einer von drei Experimentalgruppen zugeteilt. Teilnehmer:innen der ersten Gruppe lasen einen realen Zeitungsartikel, welcher den Einfluss der Pandemie auf die Suizidrate reißerisch darstellt und grob übertreibt. Teilnehmer:innen der zweiten Gruppe lasen einen Artikel, welcher aus der Sicht der Suizidprävention verbessert wurde. Teilnehmer:innen der Kontrollgruppe lasen einen Artikel, der keinen Zusammenhang mit Suiziden herstellt.

Ergebnisse

Die Analyse zeigt, dass das Lesen des Suizidwellen-Artikels (Gruppe 1) sich zwar positiv auf Awareness, allerdings negativ auf problematische Suizid-Normen auswirkt. Personen, welche den reißerischen Artikel lasen, waren eher bereit Sätzen wie "Wegen der Corona-Krise verüben viele Menschen Suizid", oder "Suizid ist aktuell für viele Menschen eine akzeptable Lösung ihrer scheinbar unlösbaren Probleme" zuzustimmen. Teilnehmer:innen der zweiten Gruppe (Suizidprävention) und der Kontrollgruppe zeigten keine solche Effekte.

Implikationen dieser Ergebnisse werden in einem Paper diskutiert, welches sich noch im Peer-Review Verfahren befindet.

Steckbrief

Kontakt

manina.mestas@univie.ac.at