Bevorzugen Narzisst:innen Zeit für sich?

Narzisstische Persönlichkeitsmerkmale und die Präferenz zum Alleinsein

Menschen sind soziale Wesen und haben ein grundlegendes Bedürfnis, sich anderen Menschen anzuschließen und Zeit mit ihnen zu verbringen (Baumeister & Leary, 1995). Menschen unterscheiden sich jedoch in ihrer Neigung, Beziehungen zu anderen zu pflegen. Zwischenmenschliche Unterschiede in dieser Neigung wurden in der Persönlichkeitspsychologie bislang bereits gut erforscht (z. B. Burger, 1995). Weniger gut erforscht hingegen ist, wie die Präferenz zum Alleinsein mit anderen Persönlichkeitsmerkmalen zusammenhängt. Narzissmus dürfte hierbei eine besondere Rolle spielen, da sich viele Charakteristika dieser Eigenschaft (z.B. Suche nach Bewunderung) in sozialen Interaktionen zeigen (Fatfouta, 2017). Die vorliegende Studie hatte das Ziel, die Zusammenhänge zwischen unterschiedlichen Narzissmusfacetten und der Präferenz zum Alleinsein zu untersuchen. Darüber hinaus wurde untersucht, wie die Zusammenhänge zwischen den Narzissmusfacetten und der Präferenz zum Alleinsein durch Statuswahrnehmungen beeinflusst werden.

Methode

Die Online-Studie über das SoSci-Panel ist Teil eines übergeordneten Forschungsprojektes mit der Oakland University (USA). Für die vorliegende Untersuchung wurden die Daten aus dem deutschsprachigem und US-amerikanischen Raum kombiniert ausgewertet. Untersucht wurden dabei drei unterschiedliche Narzissmusfacetten: Extravertierter Narzissmus (charakterisiert durch Selbstaufwertung, Streben nach Besonderheit und ausdrucksvoll-charmantes Verhalten), antagonistischer Narzissmus (charakterisiert durch Fremdabwertung, Streben nach Überlegenheit, feindselig-aggressives Verhalten) und neurotischer Narzissmus (charakterisiert durch Selbstunsicherheit, Angst vor Kritik und Ablehnungen). Alle Merkmale wurden mittels Fragebögen erhoben und die Antworten statistisch ausgewertet.

Ergebnisse

Die Ergebnisse der SoSci-Studie decken sich zum großen Teil mit den Befunden von Fatfouta (2017) und zeigen, dass extravertierter Narzissmus negativ mit der Präferenz zum Alleinsein zusammenhängt, wohingegen antagonistischer Narzissmus positiv mit der Präferenz zum Alleinsein zusammenhängt. Das bedeutet, dass v.a. narzisstische Personen, die auf Bewunderung aus sind, weniger gerne alleine (, sondern lieber mit anderen) sind. Neurotischer Narzissmus zeigte keine bedeutsamen Zusammenhänge mit der Präferenz zum Alleinsein. Beeinflusst die Wahrnehmung des eigenen Status die gefundenen Effekte? Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Zusammenhänge zwischen den Narzissmusfacetten und der Präferenz zum Alleinsein eher dann auftreten, wenn die Personen glauben, ihr Status sei relativ stabil und sicher. Somit kann die Wahrnehmung des eigenen Status die Präferenz für das Alleinsein tatsächlich beeinflussen.

Literatur

Baumeister, R. F., & Leary, M. R. (1995). The need to belong: desire for interpersonal attachments as a fundamental human motivation. Psychological Bulletin, 117(3), 497-529. https://doi.org/10.1037/0033-2909.117.3.497

Burger, J. M. (1995). Individual differences in preference for solitude. Journal of Research in Personality, 29(1), 85-108. https://doi.org/10.1006/jrpe.1995.1005

Fatfouta, R. (2017). To be alone or not to be alone? Facets of narcissism and preference for solitude. Personality and Individual Differences, 114, 1-4. https://doi.org/10.1016/j.paid.2017.03.047

Steckbrief

Kontakt

Dr. Ramzi Fatfouta