Aßmann, Paula; Bauske & Emily

Spende gleich Spende?

Der Einfluss zielspezifischen und zielunspezifischen Spenden auf das Verhalten

Das Bundesklimaschutzgesetz der Bundesrepublik Deutschland setzt das Ziel der Klimaneutralität bis 2045 (Bundesregierung, 2021), weshalb in den kommenden Jahren Veränderungen und Reformen notwendig sind. Aber was motiviert Personen dazu sich umweltfreundlich zu verhalten? Diese Untersuchung soll mögliche Determinanten für das Verhalten untersuchen. Ausgehend von den Annahmen von Kaiser et al. (2010) wirken die Motivation einer Person, die Umwelt zu schützen, auch Umwelteinstellung genannt, als verstärkender Faktor. Die Verhaltenskosten, d.h. wie hoch der Aufwand bzw. wie gering der Ertrag durch ein Verhalten ist, wirkt als hemmender Faktor – so kann eine ausreichend große Entlohnung in Form einer Spende ein Anreiz für ein sonst eher vermiedenes Verhalten sein (Winterich et al., 2015).

Bisher ungeklärt ist, ob der Verwendungszweck der Spende eine unterschiedliche Wirkung hat, in Abhängigkeit der Umwelteinstellung einer Person, oder ob der Zweck der Spende keine Rolle für das Verhalten spielt.

Methode

Für das Experiment wird der Work for Environmental Protection Task (WEPT; Lange & DeWitte, 2022) verwendet, in welcher Verhaltenskosten und Verwendungszweck gezielt manipuliert werden: Für jede bearbeitete Aufgabe wird ein Geldbetrag an eine Umweltschutzorganisation gespendet. Zusätzlich zu der Umweltspende wird bei einigen Aufgaben auch ein Geldbetrag an eine Nicht-Umweltschutzorganisation gespendet. Versuchspersonen können sich vor jeder Aufgabe entscheiden, ob sie diese bearbeiten möchten oder nicht.

Die Umwelteinstellung wird mithilfe des General Ecological Behavior Scale (Kaiser et al., 2010; Kaiser & Wilson, 2004) erhoben.

Durch die Auswertung mit Many Facets Rasch Measurement (MFRM; Linacre, 1989) wird der Einfluss a) der Umwelteinstellung der Person, b) des Aufwandes der Aufgabe (hemmende Verhaltenskosten), c) der Spendenhöhe an eine Umweltschutzorganisation (zielspezifische Verwendung/Ertrag) und d) der Spendenhöhe an eine Nicht-Umweltschutzorganisation (zielunspezifische Verwendung/Ertrag) bestimmt. Es wird eine Stichprobengröße von 400 Versuchspersonen benötigt. Generell könnten aber auch schon 250 Versuchspersonen zu guten Fit-Werten führen, da Rasch-kalibrierte Skalen geringere Stichprobengrößen benötigen (Linacre, o.D.).

Ergebnisse

Die Annahmen von Kaiser et al. (2010) konnten in dieser Studie bestätigt werden. Die Umwelteinstellung hatte einen Einfluss auf das Verhalten, weshalb Personen mit einer hohen Umwelteinstellung eher WEPT-Aufgaben bearbeitet haben, als Personen mit einer niedrigen Umwelteinstellung. Die Verhaltenskosten zeigen ebenfalls einen Einfluss auf das Verhalten, wodurch Aufgaben mit höheren Aufwand eine geringere Bearbeitungswahrscheinlichkeit (24%) hatten als Aufgaben mit geringeren Aufwand (46%). Die Wahrscheinlichkeit eine beliebige Aufgabe des WEPT zu bearbeiten lag im Durchschnitt bei 36 Prozent.

Weiterhin konnte gezeigt werden, dass höhere Spenden an eine Umweltschutzorganisation die Wahrscheinlichkeit eine Aufgabe zu bearbeiten erhöhen. So lag die Wahrscheinlichkeit bei 36 Prozent für die höhere Spende (50 Cent), während die kleine Spende (5 Cent) eine Wahrscheinlichkeit von 32 Prozent hatte.

In der Frage, um den Einfluss vom Verwendungszweck der Spenden, die keinen Umweltnutzen hatten, zeigte sich kein signifikanter Unterschied zwischen einer hohen Spende (50 Cent mit 36%) an einen gemeinnützigen Verein und keiner Spende (35%), aber eine signifikant geringere Wahrscheinlichkeit für einen kleine Spende (5 Cent mit 32%) an einen gemeinnützigen Verein. Da die hohe Spende an einen gemeinnützigen Verein die Wahrscheinlichkeit im Vergleich zu keiner Spende nicht erhöht, gehen wir davon aus, dass der Verwendungszweck der Spenden eine Rolle spielt. Personen mit einer hohen Umwelteinstellung bearbeiten Aufgaben, um Spenden an den Umweltschutz zu generieren und dabei erhöhen zusätzliche Spenden an andere Organisationen die Bearbeitungswahrscheinlichkeit nicht.

Es wurden 377,25 Euro an Umweltschutzorganisationen erarbeitet, davon gingen 192,02 Euro an den NABU und 185,23 Euro an den Bund für Umwelt und Naturschutz gehen. Es wurden 250,65 Euro für gemeinnützige Vereine von den Versuchspersonen erarbeitet, von den 163,42 Euro an die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und 87,23 Euro an den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. gingen.

Literatur

Bundesregierung (2021, 31. August). Generationenvertrag für das Klima. Die 
Bundesregierung. Abgerufen am 28.05.2022 unter https://www.bundesregierung.de/
 breg-de/themen/klimaschutz/klimaschutzgesetz-2021-1913672


Kaiser, F. G., Byrka, K. & Hartig, T. (2010): Reviving Campbell’s paradigm for attitude 
research. Personality and Social Psychology Review, 14(4), 351-367 
 http:// dx.doi.org10.1177/1088868310366452.


Kaiser, F. G. & Wilson, M. (2004). Goal-directed conservation behavior: The specific com
position of a general performance. Personality and Individual Differences, 36, 1531–
1544. https://doi.org/10.1016/j.paid.2003.06.003


Lange, F. & Dewitte, S. (2022). The Work for Environmental Protection Task: A consequenti
al web-based procedure for studying pro-environmental behavior. Behavior Research 
Methods, 54, 133-145. https://doi.org/10.3758/s13428-021-01617-2


Linacre, J. M. (1989). Many-facet Rasch measurement. MESA Press. 


Winterich, K. P., Carter, R. E., Barone, M. J., Janakiraman, R., & Bezawada, R. (2015). Is it better
 to give than receive? How and when gender and residence-based segments predict choice of 
donation- versus discount-based promotions. Journal of Consumer Psychology, 25(4), 622–
634. doi:10.1016/j.jcps.2014.12.006

Steckbrief

Titel (deutsch): Spende gleich Spende? - Der Einfluss zielspezifischen und zielunspezifischen Spenden auf das Verhalten
Titel (englisch): Donation equals Donation? - the Influence of goal-related and goal-unrelated Donations on Behavior
Erhebungszeitraum: 09/2022–10/2022
Stichprobe (effektiv): 301
Stand der Informationen: 02.02.2023

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