Langmann, Klara

Die Wirkung von Counter Speech

Kommentarbereiche auf Social-Media-Plattformen sind ein integraler Bestandteil politischer Onlinekommunikation (Stromer-Galley, 2017, S. 838). Jedoch weisen 22 – 44 % der Kommentare inzivile Merkmale auf (Coe et al., 2014; Su et al., 2018). Inzivile Kommentare gelten als dysfunktional, da sie sich negativ auf Emotionen, Kognitionen und Handlungen auswirken können (z.B. Rösner et al., 2016). Folglich bedarf es geeigneter Regulationsstrategien. Hierzu zählt nutzerseitige Counter Speech bzw. Gegenrede als ein aktives An- bzw. Widersprechen gegen inzivile Inhalte (Schieb & Preuss, 2018). Sie erfährt im Kontext von Nutzerkommentaren jedoch erst seit wenigen Jahren zunehmend kommunikationswissenschaftliche Beachtung. Folglich existieren theoretische und empirische Forschungslücken (Rieger et al., 2018, S. 464ff.). Insbesondere ist offen, ob und inwieweit Counter Speech entsprechend deliberativer Qualitätskriterien formuliert sein muss, um einerseits als solche definiert werden zu können und andererseits als wirksame Regulationsstrategie zu fungieren (vgl. Kramp & Weichert, 2018; Schieb & Preuss, 2018). Dies ist der Anknüpfungspunkt für die vorliegende Studie. Unter Verwendung des inklusiven Deliberations-Konzepts (z.B. Bächtiger et al., 2010; Young, 200) widmet sie sich der Frage: Welche affektive, kognitive und konative Wirkung hat variierend deliberativ formulierte Counter Speech als Reaktion auf Inzivilität innerhalb politischer Diskussionen in Kommentarbereichen von Social Media?

Methode

Hierzu wurde eine experimentelle Online-Befragung (N = 461) unter Verwendung des SoSci-Panels durchgeführt. Folgende abhängige Variablen wurden untersucht: 1) negative Emotionen, 2) Bewertung a) der Inzivilität der Kommentare, b) der Gegenrede, c) sowie des deliberativen Diskussionsklimas, und 3) korrigierende Partizipationsintentionen. Proband:innen sahen einen Screenshot eines Facebook-Beitrags der Tagesschau, der u.a. einen inzivilen Kommentar enthielt. Entsprechend eines 2x2-Between-Subjects-Designs wurde die deliberative Qualität der Gegenrede eines Antwortkommentares anhand der Faktoren der (In-)Zivilität (inzivil vs. zivil) und (Nicht-)Emotionalität (nicht emotional vs. emotional) variiert. Zusätzlich gab es eine Kontrollgruppe ohne Gegenrede.

Ergebnisse

Die Ergebnisse zeigen, dass zivile Gegenrede im Vergleich zu einer inzivil formulierten Counter Speech sowie zur Kontrollgruppe die attestierten Effekte erzielt: eine Reduktion negativer Emotionen sowie Kommentar-Inzivilität und eine Verbesserung der Bewertung der Counter Speech und des deliberativen Diskussionsklimas. Es besteht kein Haupteffekt für (nicht-)emotionale Gegenrede, aber einzelne Interaktionseffekte. Insgesamt ergänzen die Befunde den bisher begrenzten Forschungsstand nutzerseitiger Gegenrede. Sie ermöglichen den empirischen Einblick in das Verhältnis deliberativer Qualität von Counter Speech und ihrer Wirksamkeit.

Steckbrief

Titel (deutsch): Die Wirkung von Counter Speech
Titel (englisch): Effects of counter speech
Erhebungszeitraum: 03/2021–04/2021
Stichprobe (effektiv): 461
Stand der Informationen: 07.09.2021

Kontakt

Klara Langmann

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