Mothsche, Miriam

Folgen von Sexualisierung für Sie und Ihn?

Untersuchung von Sexualisierung und der Rolle des Selbstwertes im Rahmen der Objectification Theory bei Frauen und Männern

In unserem alltäglichen Leben werden wir ständig mit Sexualisierung in den unterschiedlichsten Formen konfrontiert, beispielsweise durch Darstellungen in der Werbung. Sexualisierung meint hierbei die (Selbst)Darstellung einer Person, bei der der Fokus auf der sexuellen Attraktivität liegt und weitere Charakteristika neben dem Aussehen der Person vernachlässigt werden (bspw. durch das Tragen knapper Kleidung). Sexualisierung kann unterschiedliche Auswirkungen haben, so zeigen einige Studien beispielsweise, dass sexualisiert dargestellte Personen häufig von anderen objektifiziert werden (also eher als Objekt und nicht als eigenständig handelnde Person wahrgenommen werden). Im Rahmen der Forschung rund um das Thema ist die Objectification Theory (Fredrickson & Roberts, 1997) von besonderer Bedeutung. Sie beschreibt unter anderem, dass Sexualisierung zu einer erhöhten Selbstobjektifizierung führt. Das heißt, dass Personen die äußere Beobachterperspektive verinnerlichen und sich selbst eher als Objekt wahrnehmen. Dies kann starke negative Auswirkungen auf die eigene Psyche haben. So zeigen Studien, dass insbesondere Frauen beispielsweise ein erhöhtes Körperschamgefühl und eine stärke Erscheinungsangst in Reaktion auf Sexualisierung berichten. Insgesamt scheint das Thema für Frauen deutlich besser erforscht zu sein als für Männer. Gleichzeitig weisen einige ForscherInnen darauf hin, dass es auch negative Konsequenzen von Sexualisierung für Männer zu geben scheint und dass es auch bei Männern zunehmend mehr sexualisierte Darstellungen in den Medien gibt. Diese Studie untersucht daher Geschlechtsunterschiede im Rahmen von Sexualisierung. Genauer geht es um Auswirkungen auf den Faktor Selbstobjektifizierung sowie das Körperschamgefühl und die Erscheinungsangst. Außerdem soll untersucht werden, welchen Einfluss das Selbstwertgefühl in diesem Zusammenhang hat.

Methode

Zu Beginn der Umfrage wurden die Versuchspersonen gebeten, einige demographische Angaben zu machen sowie Fragen zum Selbstwertgefühl zu beantworten. Anschließend wurden die Teilnehmenden zufällig einer von drei Versuchsbedingungen (sexualisierte, seriöse oder zwanglose Bedingung) zugeordnet. Die Bedingungen beinhalteten unterschiedliche Beschreibungen einer Situation, in die die Versuchspersonen sich möglichst gut hineinversetzen sollten. In der sexualisierten Bedingung befanden sie die Teilnehmenden bspw. im Schwimmbad, wodurch sie sehr viel Haut zeigten. Die Bedingungen wurden vorab in zwei Vorstudien erstellt und im Hinblick auf ihre Wirksamkeit erfolgreich getestet.

Anschließend wurden sie gebeten, Fragen zur Selbstobjektifizierung, zum Körperschamgefühl sowie zur Erscheinungsangst zu beantworten, während sie sich gedanklich noch in der jeweiligen Situation befanden. Abschließend wurden die Versuchspersonen über das genaue Studienziel aufgeklärt.

Ergebnisse

Entgegen der Erwartungen führte Sexualisierung weder bei Frauen noch bei Männern zu mehr Selbstobjektifizierung. Es hat sich ein positiver Zusammenhang zwischen den Faktoren Selbstobjektifizierung und Körperschamgefühl sowie Selbstobjektifizierung und Erscheinnungangst bei Frauen und Männern gezeigt, was gegen die angenommenen Geschlechtsunterschiede in diesem Bereich spricht. Eine Moderation durh den Selbstwert hat sich nur im Hinblick auf den den Zusammenhang zwischen Selbstobjektifzierung und Erscheinungangst bei Frauen gezeigt. Insgesamt konnten die Annahmen nur teilweise bestätigt werden. Ein Effekt von Sexualisierung wurde nicht gefunden, jedoch existieren Hinweise auf die in der Objectification Theory beschriebenen Zusammenhänge einzelner Faktoren gleichermaßen für Frauen und Männer.

Literatur

Fredrickson, B. L., & Roberts, T.-A. (1997). Objectification Theory: Toward understanding women's lived experiences and mental health risks. Psychology of Women Quarterly, 21(2), 173 - 206. https://doi.org/10.1111/j.1471-x

Fredrickson, B. L., Roberts, T.-A., Noll, S. M., Quinn, D. M., & Twenge, Jean, M. (1998). That swimsuit becomes you: Sex differences in self-objectification, restrained eating and math performance. Journal of Personality and Social Psychology, 75(1), 269–284. https://doi.org/10.1037/0022-3514.75.1.269

Prichard, I., & Tiggemann, M. (2012). The effect of simultaneous exercise and exposure to thin-ideal music videos on women’s state self-objectification, mood and body satisfaction. Sex Roles, 67(3-4), 201–210. https://doi.org/10.1007/s11199-012-0167-x

Roberts, T.-A., & Gettman, J. Y. (2004). Mere exposure: gender differences in the negative effects of priming a state of self-objectification. Sex Roles, 51, 17–27. https://doi.org/10.1023/B:SERS.0000032306.20462.22

Steckbrief

Titel (deutsch): Folgen von Sexualisierung für Sie und Ihn? Untersuchung von Sexualisierung und der Rolle des Selbstwertes im Rahmen der Objectification Theory bei Frauen und Männern
Titel (englisch): Consequences of sexualization for him and her? Examination of sexualization and the role of self-esteem within the framework of objectification theory in women and men.
Erhebungszeitraum: 06/2021–07/2021
Stichprobe (effektiv): 314
Stand der Informationen: 14.09.2021

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