Hoff, Inga & Strobel, Anja

Stark im Arbeitsleben?

Eine Studie zum Einfluss von Persönlichkeit auf die Bewältigung von Arbeitsanforderungen

Stress am Arbeitsplatz und die daraus resultierende Krankheit von Arbeitnehmenden werden zunehmend zum gesellschaftlichen Problem: So sind die Arbeitsunfähigkeitstage aufgrund von psychischen Störungen von 1997 bis 2017 um erschreckende 226% angestiegen (DAK-Gesundheit, 2018). Ressourcen zu identifizieren, die protektiv gegen eine starke Beanspruchung bei der Arbeit wirken, ist ein gesellschaftlich hoch relevantes Anliegen. Diese Arbeit soll einen Beitrag zur Untersuchung von Ressourcen auf Seiten der Persönlichkeit in diesem Kontext leisten.

Dazu soll geklärt werden, inwiefern die selbstregulativen Persönlichkeitsmerkmale Kognitive Motivation und Selbstkontrolle Ressourcen bei der Bewältigung von Arbeitsanforderungen darstellen. Es wird angenommen, dass dieser Prozess in solcher Weise über das Hardiness-Konzept, die Widerstandsfähigkeit einer Person (Kobasa, 1982), vermittelt wird, dass hohe Kognitive Motivation und Selbstkontrolle dazu führen, dass Personen resilienter sind. Unter Annahme dessen sollte sich dies ebenfalls förderlich auf verschiedenen Outcomes der Arbeit (u.a. Wohlbefinden, Arbeitszufriedenheit und -leistung und Absentismus sowie Präsentismus) auswirken.

In vorausgegangenen Arbeiten unserer Arbeitsgruppe gibt es bereits deutliche Hinweise dafür, dass Personen mit hoher Kognitiver Motivation und Selbstkontrolle Arbeitsanforderungen in einer deutlich förderlicheren Weise bewältigen. So konnte dies anhand einer Patienten-Stichprobe aus einer stationären Rehabilitation und in einer ersten Pilotstudie anhand von einer allgemeinen Stichprobe Berufstätiger gezeigt werden. Dies spricht dafür, dass diesen Persönlichkeitsmerkmalen eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung von Arbeitsanforderungen zukommt und so muss wiederum deren Relevanz für die psychische Gesundheit von Arbeitnehmenden betont werden.

Methode

Auf den bisherigen Studien aufbauend sollen die folgenden wissenschaftlich fundierten und aussagekräftigen Forschungsinstrumente im Rahmen einer Querschnitts-Erhebung eingesetzt werden:

Kognitive Motivation und Selbstkontrolle (ACES; Strobel et al., in Vorbereitung), Core Self-Evaluations (Core Self-Evaluation Scale; Stumpp, Muck, Hülsheger, Judge, & Maier, 2010), Stresssymptome (SCI; Satow, 2012), Wohlbefinden (WHO-5 Wohlbefindens-Index; Brähler, Mühlan, Albani, & Schmidt, 2007), Resilientes Verhalten bei der Arbeit (Soucek, Pauls, Ziegler, & Schlett, 2015), Lebenszufriedenheit (Janke & Glöckner-Rist, 2014), Karrierezufriedenheit (siehe Abele, Bogner, Dette, Uchronski, & Spurk, 2006), Präsentismus/Absentismus (Gerich, 2015), Arbeitsleistung (zwei Items in der deutschen Übersetzung nach Robinson, 1996) und Arbeitszufriedenheit (Zwei Einzelitems nach Ziegler & Schlett, 2013; Reineboth, Franke-Bartholdt, Wegge, & Strobel, 2018) sowie soziodemografische Angaben.

Ergebnisse

299 Personen haben an unserer Umfrage teilgenommen haben. Wir danken herzlich allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für ihre Unterstützung!

Auf Basis der Ergebnisse dieser Studie lässt sich sagen, dass Personen, bei denen die Kognitive Motivation und Selbstkontrolle höher ausgeprägt waren, durchschnittlich ein gesundheitsförderliches Verhalten beim Umgang mit Arbeitsanforderungen zeigten und weniger Stress wahrnahmen. Gesundheitsförderliches Verhalten und weniger Stress standen bei diesen Personen wiederum im Zusammenhang mit einer höheren Arbeitszufriedenheit und -leistung sowie weniger Absentismus und Präsentismus. Ebenfalls gaben diese Personen eine höhere zentrale Kontrollüberzeugung an und berichteten ein höheres Wohlbefinden. Die Ergebnisse deuten also darauf hin, dass Kognitive Motivation und Selbstkontrolle mit einem gesundheitsförderlichen Umgang mit Belastungen bei der Arbeit einhergehen und so auch mit Zufriedenheit und Wohlbefinden. Dies muss noch in weiteren Studien geprüft werden, aber diese Arbeit lieferte erste wichtige Hinweise dafür, dass diese Merkmale eine schützende Funktion bei der Bewältigung von Arbeitsanforderungen innehaben.

Literatur

Abele, A.E., Bogner, J., Dette, D.E., Uchronski, M., & Spurk, D. (2006). Berufliche Laufbahnentwicklung von Akademikerinnen und Akademikern der Universität Erlangen-Nürnberg (BELA-E). Fünfte Erhebung der prospektiven Längsschnittstudie (Projektbericht Nr. 5). Erlangen: Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Lehrstuhl Sozialpsychologie.

Brähler, E., Mühlan, H., Albani, C., & Schmidt, S. (2007). Teststatistische Prüfung und normierung der deutschen Versionen des EUROHIS-QOL Lebensqualität-Index und des WHO-5 Wohlbefindens-index. Diagnostica, 53 (2), 83-96.

DAK-Gesundheit (2018). DAK-Gesundheitsreport 2018. Hamburg: DAK-Gesundheit.

Gerich, J. (2015). Krankenstand und Präsentismus als betriebliche Gesundheitsindikatoren. German Journal of Human Resource Management, 29(1), 31-48.

Janke, S. & Glöckner-Rist, A. (2014). Deutsche Version der Satisfaction with Life Scale (SWLS). Zusammenstellung sozialwissenschaftlicher Items und Skalen.

Judge, T. A., Locke, E. A., Durham, C. C., & Kluger, A. N. (1998). Dispositional effects on job and life satisfaction: The role of core evaluations. Journal of applied psychology, 83(1), 17.

Kobasa, S. C. (1979). Stressful life events, personality, and health: an inquiry into hardiness. Journal of personality and social psychology, 37(1), 1.

Kührt, C., Pannasch, S., Kiebel, S. J., & Strobel, A. (2019). Dispositional Individual Differences in Cognitive Effort Investment: Establishing the Core Construct. PsyArXiv [Preprint]. Available at: doi: 0.31234/osf.io/rwz62 (Accessed June 11, 2020).

Reineboth, M., Franke-Bartholdt, L., Wegge, J., & Strobel, A. (2018). Entwicklung eines Situational Judgment Tests zur Erfassung von moralischem Entscheiden und Handeln. Vortrag auf der 51. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Psychologie, Frankfurt am Main.

Robinson, S. L. (1996). Trust and breach of the psychological contract. Administrative science quarterly, 574-599.

Satow, L. (2012). Stress-und Coping-Inventar (SCI): Test-und Skalendokumentation. URL: www. drsatow.de. [Zugriff: 12.06. 2019].

Soucek, R., Pauls, N., Ziegler, M., & Schlett, C. (2015). Entwicklung eines Fragebogens zur Erfassung resilienten Verhaltens bei der Arbeit. Wirtschaftspsychologie, 17, 13-22.

Stumpp, T., Muck, P. M., Hülsheger, U. R., Judge, T. A., & Maier, G. W. (2010). Core self‐evaluations in Germany: Validation of a German measure and its relationships with career success. Applied Psychology, 59(4), 674-700.

Ziegler, R., & Schlett, C. (2013). Formen der Arbeitszufriedenheit. Zeitschrift für Arbeits-und Organisationspsychologie A&O.

Steckbrief

Titel (deutsch): Stark im Arbeitsleben? Eine Studie zum Einfluss von Persönlichkeit auf die Bewältigung von Arbeitsanforderungen
Titel (englisch): A study on personality and coping with occupational demands
Erhebungszeitraum: 09/2019
Stichprobe (effektiv): 298
Stand der Informationen: 16.03.2021

Weitere Informationen

https://www.tu-chemnitz.de

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M.Sc. Inga H. Hoff

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