Clemens, Alicia

Mind-Body Techniken und das Selbst

Mind-Body Techniken (Yoga und Meditation) erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Nachdem sich einige Forschung in den letzten Jahren mit den individuellen Auswirkungen beschäftigt hat (z. B. auf das Wohlbefinden), widmet man sich nun zunehmend der Frage, ob auch positive soziale Auswirkungen resultieren (z. B. prosoziales Engagement). Außerdem wird diskutiert, ob es einen Zusammenhang mit umweltschützendem Engagement gibt (Geiger, Grossmann, & Schrader, 2018, Wamsler & Brink, 2018). Eine Studie der Arbeitsgruppe zeigte, dass Menschen mit Mind-Body-Praxis eine stärkere globale Identität aufwiesen (d. h. sie fühlten sich stärker als Teil einer Weltgemeinschaft und hatten das Bedürfnis sich für das Wohl von Menschen auf der ganzen Welt einzusetzen). Eine stärkere globale Identität wiederum sagte umweltschützendes Verhalten und die Unterstützung klimapolitischer Maßnahmen vorher (Loy & Reese, 2019). Auf Basis dieser Studie sollen nun weitere potentielle Wirkmechanismen untersucht werden, die einem Zusammenhang von Mind-Body-Praxis und Umweltengagement zugrunde liegen könnten. Insbesondere werden hier Forschungsergebnisse und Annahmen zur Entwicklung des eigenen Selbst integriert, die gegenläufige Ergebnisse erwarten lassen (Gebauer et al., 2018; Naderi, 2018). Wir untersuchen, inwiefern Menschen, die Mind-Body Techniken praktizieren, sich von Nicht-Praktizierenden in ihrem Selbstmitgefühl und ihrer globalen Identität sowie in ihrem Selbstwertgefühl und ihrem Narzissmus unterscheiden. Weiterhin untersuchen wir, inwiefern diese Eigenschaften mit Umweltengagement in Zusammenhang stehen.

Methode

Die Untersuchung wird mittels eines Online-Fragebogens über SoSci Survey durchgeführt. Dabei handelt es sich um eine Querschnittsuntersuchung bei der die Teilnehmer nach ihrer Ausübung von Mind-Body Techniken gefragt werden. Es werden Personen erhoben, die Erfahrungen mit Yoga und/oder Meditation haben und ebenso Personen die keine Erfahrungen haben.

Außerdem wird die Ausprägung ihres leisen Egos, sowie die Ausprägung ihres lauten Egos gemessen. Des Weiteren wird ihr persönliches Umweltengagement erfasst.

Ergebnisse

Ergebnisse

Insgesamt nahmen 435 Personen an der Untersuchung teil. Davon konnten die Daten von 401 Personen für die Auswertung verwendet werden.

Die Ergebnisse zeigen, dass ein „leises Ego“ in Form von globaler Identität bei Praktizierenden von Mind-Body-Techniken stärker ausgeprägt ist als bei Nicht-Praktizierenden. Dies bestätigt sich in Teilen auch für die Ausprägung des Selbstmitgefühls. Ein ausgeprägtes leises Ego steht wiederum in positivem Zusammenhang mit Umweltengagement. Des Weiteren ergibt sich ein höheres Umweltengagement bei den Praktizierenden im Vergleich zu den Nicht-Praktizierenden und es zeigt sich ein indirekter Zusammenhang zwischen Mind-Body-Praxis und Umweltengagement über ein leiseres Ego. Zusammenhänge zwischen Mind-Body-Praxis, einem „lauten Ego“ in Form von Selbstwertgefühl und kommunalem Narzissmus und Umweltengagement konnten nicht bestätigt werden.

Aus den Befunden lässt sich schließen, dass Mind-Body-Techniken zu der Entwicklung eines leisen Egos und damit einhergehend zur Förderung von Umweltengagement beitragen könnten. Das steigende Interesse an Yoga und Meditation könnte also Potenzial dazu haben, einen positiven Einfluss auf das Umweltbewusstsein der Menschen zu nehmen. Bei der Interpretation der Ergebnisse muss jedoch berücksichtigt werden, dass aufgrund des Studiendesigns noch keine kausalen Aussagen getroffen werden können, d. h. die Wirkrichtung bleibt noch unklar.

Literatur

Gebauer, J. E., Nehrlich, A. D., Stahlberg, D., Sedikides, C., Hackenschmidt, A., Schick, D.,& Mander, J. (2018). Mind-Body practices and the self: Yoga and meditation do not quiet the ego but instead boost self-enhancement. Psychological Science, 29, 1299–1308.

Geiger, S. M., Grossman, P., & Schrader, U. (2018). Mindfulness and sustainability: Correlation or causation? Current Opinion in Psychology, 28, 23–27.

Loy, L. S., & Reese, G. (2019). Hype and hope? Mind-body practice predicts proenvironmental engagement through global identity. Journal of Environmental Psychology, 66, 101340.

Naderi, I. (2018). I'm nice, therefore I go green: An investigation of pro-environmentalism in communal narcissists. Journal of Environmental Psychology, 59, 54-64.

Wamsler, C., & Brink, E. (2018). Mindsets for sustainability: Exploring the link between mindfulness and sustainable climate adaptation. Ecological Economics, 151, 55-61

Steckbrief

Titel (deutsch): Mind-Body Techniken und das Selbst
Titel (englisch):
Erhebungszeitraum: 07/2020
Stichprobe (effektiv): 435
Stand der Informationen: 21.10.2020

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Alicia Clemens

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