Identifikation im Kultivierungsprozess

In der Kultivierungsforschung wird davon ausgegangen, dass Vielseher eher ein Bild haben, dass der Darstellung der Welt im Fernsehen entspricht, Wenigseher jedoch in ihrer Weltsicht näher an der Realität sind. Dieser Effekt (Kultivierungseffekt) wird in der Studie auf psychologischer Ebene untersucht. Dabei wird betrachtet, inwiefern Identifikation mit einem Seriencharakter den Kultivierungseffekt verändern kann. Identifikation mit Mediencharakteren wird in der Forschung schon lange diskutiert, dennoch wurde das Konzept weder eindeutig definiert, noch konsequent in empirischen Studien getestet. Die wenigen bisherigen Studien zeigen, dass Inhalte, die von Personen präsentiert werden, mit denen man sich identifizieren kann, grundsätzlich besser aufgenommen und behalten werden. Die Meinungen darüber, ob Ähnlichkeit zwischen Zuschauer und Fernsehcharakter eine Identifikation erleichtern oder sogar als Voraussetzung für Identifikation gelten sollte, gehen auseinander. In der Studie wird Ähnlichkeit nicht nur auf soziodemographischen Merkmalen, sondern vor allem auch die vom Zuschauer charakterlich wahrgenommene Ähnlichkeit getestet. Als Thema wurde hierfür die Darstellung von Ärzten in Krankenhausserien ausgewählt. Getestet wurde an Nutzern von Arztserien (32 deutsche und amerikanische Serien, die derzeit im deutschen Fernsehen laufen), ob die Identifikation mit einem der gezeigten Charaktere den Kultivierungseffekt verändert. Die Studie findet keinen signifikanten Einfluss von Identifikation auf den Kultivierungseffekt. Die Identifikation mit einem Charakter beeinflusst also nicht die Vermittlung von Vorstellungen über den Krankenhausalltag oder den Charakter und das Verhalten von Ärzten. Es kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass dieser Befund auf methodischen Aspekten der Studie basiert (z.B. der Fokus auf Krankenhaus und Ärzte, der Fokus auf nur einen abgefragten Lieblingscharakter etc.).

Steckbrief

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Dr. Christine E. Meltzer