Müller, Philipp; Schneiders, Pascal & Schäfer, Svenja

Appetizer oder Hauptgericht?

Folgen der Rezeption von Nachrichteninhalten bei Facebook für die übrige Nachrichtennutzung

Immer mehr, insbesondere jüngere, Menschen erhalten Nachrichten über das politische und gesellschaftliche Geschehen über die Social Networking Site Facebook. Erste Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass sich vor allem höher gebildete Facebook-Nutzer politisches und gesellschaftliches Wissen auf Facebook aneignen, während geringer Gebildete kaum Wissen aus Facebook erwerben. Damit könnte Facebook eine Wissenskluft zwischen niedrig und hoch Gebildeten fördern.

Vor diesem Hintergrund untersucht die Studie die Bedingungen, unter denen Facebook von Nutzern als Ersatz für andere Nachrichtenquellen eingesetzt wird. Dem liegt die Annahme zu Grunde, dass das reine Überfliegen der knappen Nachrichtenteaser auf der Facebook-Startseite, bereits das Gefühl suggerieren könnte, über das Weltgeschehen auf dem Laufenden zu sein – ohne dass die Nutzer die Inhalte der Nachrichtenteaser tatsächlich erfassen und somit gut informiert sind. Dieses Gefühl der subjektiven Informiertheit durch den Facebook-Newsfeed dürfte vor allem bei Nutzern mit einem insgesamt geringen Kopgnitionsbedürfnis dazu führen, dass andere Nachrichtenquellen, die womöglich eine bessere Informationsgrundlage bieten würden, seltener genutzt werden. Diese Menschen sind weniger neugierig und weniger motiviert, Informationen zu suchen und zu verarbeiten.

Die Ergebnisse unserer Studie zeigen, dass das Gefühl, durch Facebook gut informiert zu sein, durch den bloßen Anteil der im Newsfeed vorhandenen Nachrichteninhalte verstärkt wird, nicht jedoch durch die Menge der tatsächlich gelesenen und somit inhaltlich erfassten Nachrichtenteaser. Das Gefühl, durch Facebook gut informiert zu sein, bestimmt wesentlich, ob Facebook als Ersatz für andere Nachrichtenquellen genutzt wird. Menschen mit geringem Kognitionsbedürfnis neigen unabhängig vom Gefühl der Informiertheit dazu, andere Nachrichtenquellen durch Facebook zu ersetzen. Dies verstärkt sich noch, wenn das Gefühl entsteht, durch Facebook in ausreichendem Maße informiert zu werden. Nutzer mit hohem Kognitionsbedürfnis tendieren hingegen selbst bei hohem Informiertheitsgefühl eher dazu, Facebook als geeignete Ergänzung zu anderen Nachrichtenmedien zu betrachten.

Diese Ergebnisse untermauern, dass Facebook einen negativen Einfluss auf die Informiertheit in der Bevölkerung haben könnte. Insbesondere solche Menschen, die ohnehin ein geringeres Erkenntnisinteresse mitbringen, tendieren dazu, sich durch Facebook gut informiert zu fühlen, obwohl sie es womöglich gar nicht sind, und in der Folge weniger andere Nachrichtenquellen zu nutzen.

Steckbrief

Titel (deutsch): Appetizer oder Hauptgericht? Folgen der Rezeption von Nachrichteninhalten bei Facebook für die übrige Nachrichtennutzung
Titel (englisch): Appetizer or main dish? Explaining the use of Facebook news posts as a substitute for other news sources
Erhebungszeitraum: 06/2015–07/2015
Stichprobe (effektiv): 390
Stand der Informationen: 14.10.2016

Publikationen

Müller, P., Schneiders, P., & Schäfer, S. (2016). Appetizer or main dish? Explaining the use of Facebook news posts as a substitute for other news sources. Computers in Human Behavior, 65, 431-441. doi:10.1016/j.chb.2016.09.003

Weitere Informationen

Philipp">https://www.kom.ifp.uni-mainz.de/team/philipp-mueller/">Philipp Müller

Svenja">https://www.kom.ifp.uni-mainz.de/team/svenja-schaefer/">Svenja Schäfer

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