Vogel, Lars & Salomo, Katja

Der Einfluss von Eliten auf politische Einstellungen der Bevölkerung

Ein Experiment.

Die Studie beschäftigt sich mit der Frage, inwieweit Repräsentanten bzw. Politiker allgemein auf die Genese und Transformation politischer Einstellungen der Bevölkerung einwirken. Den Hintergrund bildet die demokratietheoretische Annahme, dass demokratische Repräsentation dann gewährleistet ist, wenn die Bevölkerung Einfluss auf die Abgeordneten ausübt, indem sie diejenigen abwählt, die nicht ihre Präferenzen umsetzen. Allerdings sind die Bevölkerungspräferenzen nicht endogen, sondern unterschiedlichen Bestimmungsfaktoren unterworfen, zu denen auch die Äußerungen und Handlungen der Politiker gehören. Im Extremfall könnten die Politiker die Präferenzen selbst hervorrufen, an denen sie gemessen werden.

Die Studie möchte daher die Reichweite des Eliteneinflusses untersuchen und geht davon aus, dass sich die Bevölkerung in ihrer Meinungsbildung an den Aussagen von Politikern orientiert. Aussagen enthalten stets inhaltliche Informationen, transportieren aber durch die Angabe ihres Sprechers, durch ihre Artikulation in einem bestimmten Medium oder ihren strukturellen Aufbau über den Inhalt hinausgehende Informationen, die es den Rezipienten ermöglichen, den Inhalt unter Rückgriff auf diese sogenannten cues zu beurteilen. Wir haben deshalb mehrere Survey-Experimente realisiert, in dem die Probanden mit inhaltlich gleichen Statements, aber unterschiedlichen cues, wozu insbesondere politische Akteure mit unterschiedlichen politischen und nicht-politischen Eigenschaften gehören, konfrontiert werden. Anschließend wird der Effekt dieser Versuchsbedingungen auf die Einstellungen der Probanden erfasst.

Konkret variieren:

Auswahl zentraler Befunde

Einem der Experimente lag die Forschungsfrage zu Grunde, inwieweit die (wahrgenommenen) Mehrheitsverhältnisse und die politischen Eliten Einfluss auf die Einstellungen der befragten Personen zu dem genannten Thema nehmen können und wessen Einfluss überwiegt. Die Stimuli sind ein fiktiver Ausschussvorsitzender im Deutschen Bundestag und das Ergebnis einer fiktiven Bevölkerungsumfrage mit variierenden Mehrheitsverhältnissen in der Bevölkerung. Die inhaltliche Information bildet eine jeweils ablehnende oder befürwortende Aussage zu gentechnisch veränderten Lebensmitteln. Der Vergleich der Messung vor und nach Präsentation der Stimuli, d.h. der unterschiedlichen cueing messages, zeigt, dass rund ein Drittel der Befragten seine Meinung moderat ändert. Dabei verändern die Befragten ihre Meinung vor allem dann, wenn Bevölkerungsmehrheit und Eliten in ihrer Beurteilung gentechnisch veränderter Lebensmittel übereinstimmen, wohingegen sich deren Einfluss wechselseitig aufhebt, wenn Bevölkerungsmehrheit und Eliten gegensätzliche Aussagen treffen.

Einem weiteren Experiment liegt die Frage zu Grunde, ob Politiker einen Einfluss auf die Bewertung von TTIP ausüben, die von der Wirkung ihrer Parteimitgliedschaft unabhängig ist oder ggf. sogar darüber hinausgeht. Hintergrund bildet die These der Personalisierung der Politik. Die Ergebnisse zeigen, dass weder die parteipolitische Kolorierung der Quelle noch der mit der Position als Politiker verbundene Status, noch das Image prominenter Politiker einen generellen Einfluss auf die Bewertung von TTIP durch die Bevölkerung ausüben.

Steckbrief

Titel (deutsch): Der Einfluss von Eliten auf politische Einstellungen der Bevölkerung. Ein Experiment.
Titel (englisch): The impact of political elites on citizens’ opinions. An experimental approach.
Erhebungszeitraum: 04/2015–05/2015
Stichprobe (effektiv): 732
Stand der Informationen: 18.12.2015

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Lars Vogel

Katja Salomo

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