Obermaier, Magdalena

Beistehen statt nur dabei stehen?

Je mehr Personen beobachten, dass sich jemand in einer Notsituation befindet, umso unwahrscheinlicher wird es, dass ein unbeteiligter Beobachter eingreift und dem Betroffenen hilft. Das ist als Bystander-Effekt bekannt und soll in dieser Studie auf den Kontext von Cyber-Mobbing übertragen werden. Dazu bekamen (studentische) Teilnehmer den Screenshot einer Facebook-Gruppe, in dem ein fiktives Mitglied eine Frage stellte, die ein weiteres mit Beschimpfungen kommentierte. Den Schweregrad dieses Cyber-Mobbing Vorfalls variierten wir auf zwei Stufen: Entweder bestand er aus subtilerem flaming oder enthielt erhebliche Diffamierungen. Zudem haben den Vorfall entweder zwei, 24, 224 oder 5025 andere Bystander bereits gesehen.

Dabei zeigt sich: Je schwerwiegender das Cyber-Mobbing ausfällt, desto eher schätzen Probanden, dass sich der Betroffene in einer Notlage befindet, also durch den Vorfall bedroht wird und Schaden nehmen kann. Das veranlasst sie dazu, sich eher persönlich dafür verantwortlich zu fühlen, dem Opfer von Cyber-Mobbing zu helfen und dies letztlich auch zu intendieren. Haben jedoch viele andere Bystander den Vorfall von Cyber-Mobbing bereits gesehen, fühlen sich die Teilnehmer weniger persönlich dafür verantwortlich, zu Gunsten des Opfers zu reagieren als wenn nur zwei andere Beobachter diesen bezeugt haben. Damit sinkt wiederum Intention des Eingreifens und ein (indirekter) Bystander-Effekt tritt auf.

Steckbrief

Titel (deutsch): Beistehen statt nur dabei stehen?
Titel (englisch): Passive bystanding or standing by?
Erhebungszeitraum: 06/2013
Stichprobe (effektiv): 440
Stand der Informationen: 15.09.2013

Publikationen

Obermaier, M., Fawzi, N., & Koch, T. (2014). Bystanding or standing by? How the number of bystanders affects the intention to intervene in cyberbullying. New Media and Society, online first. doi:10.1177/1461444814563519

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Magdalena Obermaier

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