Zettl, Veronika

Kritisch – Klassisch – Kombiniert

Zum Informationsverhalten von jungen Erwachsenen im Internet

Die vorliegende Masterarbeit setzt sich mit der Frage auseinander, wie sich junge Erwachsene zwischen 18 und 25 Jahren in Österreich zu gesellschaftlich und politisch relevanten Themen im Internet informieren. Dabei wurde auch untersucht, welche gesellschaftlichen und politischen Themen die jungen Erwachsenen für wichtig halten und welche Unterschiede und Ungleichheiten sich in ihrem Informationsverhalten zeigen. Im Rahmen der quantitativen Online-Befragung wurden 488 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu ihrem Informationsverhalten befragt. Mit neun dieser Personen wurden zudem vertiefende, leitfadengestützte Interviews durchgeführt.

Es zeigt sich, dass die befragten jungen Erwachsenen je nach Bedürfnislage aus der Vielzahl der verfügbaren Angebote im Internet auswählen und sich ein buntes Potpourri zur gesellschaftlichen und politischen Information im Internet zusammenstellen. Soziale Netzwerke (62%) nutzen sie dabei besonders gerne zur täglichen Information, gefolgt von Informationsangeboten von Suchmaschinen (39%), Nachrichtenseiten (43%), Videoplattformen (25%) und Wikis (24%).

Obwohl das Internet für die Befragten den zentralen Weg zur (täglichen) Information darstellt, ist dieses jedoch stets im Repertoire mit anderen Medien zu sehen – allen voran mit Zeitungen und dem Fernsehen. Auch die interpersonelle Kommunikation, insbesondere in der Peer-Group und in der Familie, spielt für viele der Befragten eine wesentliche Rolle.

Die gesellschaftlichen und politischen Themen, für die sich die jungen Erwachsenen interessieren, sind vielfältig und zeugen von pluralisierten und individualisierten Lebenswelten, aber auch von einer Distanz zu politischen Institutionen und der Wirtschaft. Es verwundert daher nicht, dass die Befragten allen voran an gemeinwohlorientierten Themen interessiert sind. Insbesondere Themen aus dem Bereich Gesellschaft und Soziales werden häufig genannt (272 Nennungen; 21,7% der gesamten Nennungen), gefolgt von Bildung (158; 12,6%) sowie Umwelt, Natur und Tierschutz (148; 11,8%). Klassische Felder der Politik (71; 5,7%) werden deutlich seltener genannt; formale Verpflichtungen und institutionelle Abläufe in einer demokratischen Gesellschaft nehmen einen deutlich geringeren Stellenwert bei den Befragten ein. Dies deutet auf eine Veränderung der bürgerlichen Normen in Zeiten des sozialen Wandels hin.

Das Informationsverhalten ist unter den Befragten jedoch keineswegs homogen, sondern unterscheidet sich stark in Intensität und Vielfalt. Es zeigt sich, dass die Informationszuwendung im Internet insbesondere vom Interesse der Befragten an Gesellschaft und Politik sowie von ihren medienspezifischen Ressourcen – ihren Online Skills – beeinflusst wird. Sozioökonomische Faktoren wie der Grad der formalen Bildung haben in der Regel kaum oder keinen Einfluss; lediglich bei der Nutzung von Nachrichtenseiten wirken sich ein hoher Bildungsgrad und ein zunehmendes Alter der Befragten leicht positiv auf die Nutzung aus. Auch auf die Online Skills hat die Ausstattung mit Bildungsressourcen kaum Einfluss. Hingegen macht sich eine hohe Nutzungsdauer des Internets – und damit eine ausgeprägte Nutzungserfahrung – positiv in den medienspezifischen Ressourcen bemerkbar.

Im qualitativen Erhebungsschritt zeigte sich, dass die Befragten mit ihrem bunten Info-Mix vor allem ungerichtete, thematische und gruppenbezogene Informationsbedürfnisse befriedigen und Informationsmanagement betreiben. Hierfür spielen vor allem die Angebote von bekannten Medienmarken wie Facebook, Google, DerStandard.at und ORF.at eine wesentliche Rolle.

Für welche gesellschaftlichen und politischen Themen sich die jungen Erwachsenen interessieren, hängt von ihren individuellen Lebenserfahrungen und dem Erleben ihrer Umwelt ab. Auch ihr gesellschaftliches bzw. politisches Engagement ist eng mit ihrem individuellen Lebenskontext verbunden. Bei der vertiefenden Analyse kristallisierten sich vier Typen des Informationshandelns heraus, die sich nach der Intensität der Nutzung, den genutzten Informationsangeboten, der Struktur der Informationsbedürfnisse, dem Stellenwert von allgemeiner politischer Information und der Medienkompetenz unterscheiden: Der Info-Typ der Kritischen, der Klassischen, der Kombinierer und der Thematischen.

Steckbrief

Titel (deutsch): Kritisch – Klassisch – Kombiniert: Zum Informationsverhalten von jungen Erwachsenen im Internet
Titel (englisch): Political and societal information in Austria: Information behaviour of young adults on the Internet
Erhebungszeitraum: 03/2013–04/2013
Stichprobe (effektiv): 488
Stand der Informationen: 01.11.2013

Kontakt

Veronika Zettl, Universität Salzburg, Fachbereich Kommunikationswissenschaft

© 2009-2024 SoSci Panel