Plieninger, Hansjörg & Henninger, Mirka

Ein Vergleich des Likert-Formats und eines alternativen Antwortformats in Bezug auf die Datenqualität

Die meisten Fragebögen verwenden als Antwortformat ein sog. Likert-Format mit beispielsweise fünf Antwortkategorien von „stimme nicht zu“ (1) bis „stimme zu“ (5) pro Frage/Item. Obwohl sich dieses Format großer Beliebtheit erfreut, wird es immer wieder aus unterschiedlichen Gründen kritisiert. Ein Kritikpunkt sind sogenannte Antwortstile. Damit sind Vorlieben von Personen für bestimmte Antwortkategorien gemeint. Es zeigt sich nämlich, dass die Antwort einer Person auf ein Item nicht nur von ihrer inhaltlichen Meinung, Einstellung, etc. abhängt, sondern auch von ihrem individuellen Antwortstil. So unterscheiden sich Personen beispielsweise darin wie gerne oder ungerne sie extreme Antworten geben (also die Kategorien 1 und 5 wählen).

In einer kürzlich veröffentlichen Studie konnte Böckenholt (2017) zeigen, dass Antwortstile einen geringeren Einfluss haben, wenn statt einem Likert-Format ein alternatives Antwortformat verwendet wird und zwar ein Drag-and-Drop-Format. Dabei beantworten die Personen die Items indem sie das Item mit der Computer-Maus per Drag-and-Drop in die Antwortkategorien „einsortieren“.

Die Idee des durchgeführten Experiments war es diesen Befund genauer zu untersuchen. Dazu beantworteten die TeilnehmerInnen die Items entweder mit einem herkömmlichen Likert-Format, oder mit einem Drag-and-Drop-Format. Von letzterem gab es zwei verschiedene Varianten. Entweder wurden die sechs Antwortkategorien – genau wie bei Böckenholt (2017) – in zwei Spalten angezeigt mit den Ablehnungs-Kategorien auf der linken und den Zustimmungs-Kategorien auf der rechten Seite. Oder die Antwortkategorien waren in nur einer Spalte angeordnet von „stimme voll und ganz zu“ bis „stimme überhaupt nicht zu“.

Die Ergebnisse zeigten zunächst, dass sich der Befund von Böckenholt (2017) bestätigen ließ, allerdings nur mit dem Format mit zwei Spalten. Das Drag-and-Drop-Format mit einer Spalte funktionierte genauso gut wie das Likert-Format, wenn nicht sogar ein klein wenig besser, und zwar im Hinblick auf den Einfluss von Antwortstilen sowie die Reliabilität und Validität der verwendeten Skalen. Auf Basis dieser Ergebnisse (und der Ergebnisse eines weiteren, hier nicht berichteten Experiments) ließ sich schließen, dass sich kein allgemeiner Vorteil von Drag-and-Drop-Formaten gegenüber dem Likert-Format ergibt. Vielmehr lassen sich die Befunde auf ein spezifisches Merkmal des Antwortformats zurückführen, nämlich die visuelle Anordnung der Antwortkategorien.

Literatur

Böckenholt, U. (2017). Measuring response styles in Likert items. Psychological Methods, 22, 69–83. doi:10.1037/met0000106

Steckbrief

Titel (deutsch): Ein Vergleich des Likert-Formats und eines alternativen Antwortformats in Bezug auf die Datenqualität
Titel (englisch): A Comparison of the Likert Format and an Alternative Response Format with regard to Consequences for Data Quality
Erhebungszeitraum: 10/2017
Stichprobe (effektiv): 608
Stand der Informationen: 19.01.2018

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