Jaworeck, Sandra

Der Einfluss der „Watching-Eyes“ auf die soziale Erwünschtheit.

Schon häufig wurde gezeigt, dass soziale Erwünschtheit durch die Anwesenheit Dritter und somit realer zusätzlicher Augen in verschiedensten Situationen beeinflusst werden kann. Durch ein integriertes Experiment in dieser Online-Umfrage zu dem Thema Lebensstil wurde erhoben, inwiefern abgebildete Augenpaare einen Einfluss auf die soziale Erwünschtheit ausüben.

Bereits verschiedene empirische Untersuchungen der letzten Jahre machen deutlich, dass sogenannte „Watching Eyes“ - abgebildete Augenpaare - die soziale Erwünschtheit in unterschiedlichen Experimentszenarien erhöhen können. In dieser Arbeit wird angenommen, dass auch in einer Online-Umfrage die soziale Erwünschtheit durch ein Piktogramm von frontal angeordneten Augen erhöht wird. Für die Befragung lässt sich damit eine Verzerrung in die Richtung des Ortes sozialer Erwünschtheit prognostizieren.

Mithilfe dieses Methodenexperiments wurde die Diskrepanz zwischen dem Antwortverhalten der Personen, welche frontal blickende gezeichnete Augenpaare auf dem Fragebogen abgebildet hatten und Personen, bei denen das nicht der Fall war, gemessen, um so den Einfluss der Augenpaare auf die soziale Erwünschtheit zu ermitteln. Dazu wurden zwei Fragebögen mit denselben Fragen in derselben Reihenfolge konstruiert. Sie unterschieden sich lediglich hinsichtlich des Piktogramms, welches in das Logo der Universität Leipzig eingebaut wurde. Somit war es auf jeder Seite abgebildet und konnte nicht übersehen werden. Gleichzeitig war es durch die Integration in das Logo nicht zu aufdringlich. Ein Zufallsalgorithmus steuerte, welche Fragebogenversion jeweils vorgelegt wurde. Dadurch entstanden vergleichbare Gruppen.

In Bezug auf das sozial erwünschte Verhalten konnten keine auf das Piktogramm zurückführbaren statistisch signifikanten Effekte auf die Befragungsergebnisse festgestellt werden. Online-Umfragen unterscheiden sich anscheinend zu stark von den gegebenen Laborexperimenten. Grundsätzlich wird davon ausgegangen, dass die meisten Personen während des Ausfüllens eines Fragebogens alleine sind und deshalb nicht zu sozial erwünschtem Antwortverhalten neigen. Dies ändert sich jedoch mit dem Vorhandensein realer Augenpaare, wie zum Beispiel im Falle der Anwesenheit von Versuchsleitern bei Experimenten. Die Annahme, dass die Anwesenheit anderer Personen das Auftreten sozialer Erwünschtheit begünstigt, kann mittels der vorliegenden Stichprobe vorerst verworfen werden, da auch bei Personen, welche während des Ausfüllens nicht alleine waren, keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen den Fragebögen mit und ohne Piktogramm auftraten.

Insgesamt zeigen sich viele neue Erkenntnisse zum „Watching Eyes“-Effekt. Nun bleibt noch zu klären, warum der Effekt in Labor- und Feldexperimenten auftritt, aber nicht in Online-Umfragen.

Steckbrief

Titel (deutsch): Der Einfluss der „Watching-Eyes“ auf die soziale Erwünschtheit.
Titel (englisch): The influence of watching eyes on social desirability.
Erhebungszeitraum: 08/2017–09/2017
Stichprobe (effektiv): 613
Stand der Informationen: 13.12.2017

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Sandra Jaworeck

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