Mitschke, Franziska

Die Wirkung von politischen Frames in Social Network Sites auf die Meinungsbildung von Rezipienten

Global gesehen ist Rechtspopulismus keine Randerscheinung mehr, sondern in der Mitte der etablierten Politik angekommen. Rechtspopulisten bedienen das Bedürfnis der Menschen nach einfachen, leicht verständlichen Erklärungen komplexer Sachverhalte. Dabei geht es ihnen weniger um konkrete Fakten, als vielmehr um die Konstruktion einer bestimmten Wirklichkeit. Besonders bei politischen Debatten sind „nicht Fakten an und für sich entscheidend […], sondern gedankliche Deutungsrahmen, in der kognitiven Wissenschaft Frames genannt“ (Wehling, 2016, S. 17). Jeder Fakt wird mit einem gedanklichen Frame angeboten, der durch sprachliche Äußerungen immer wieder aktiviert wird und so eine bestimmte Realität konstruiert (Wehling, 2016, S. 17). Um komplexe Gegebenheiten leichter einordnen und interpretieren zu können, werden vorgefertigte Deutungsmuster genutzt: Sie bestimmen unser Verständnis von der Welt und unseren Umgang mit eben dieser. Öffentliche Kommunikation stellt für jeden Sachverhalt mehrere Deutungsmuster (Frames) zur Verfügung, die sich „mehr oder minder große Teile der Bevölkerung zu eigen machen“ (Marcinkowski, 2014, S. 7). In Hinblick auf die zunehmende Mediatisierung der Gesellschaft, spielen für politische Akteure insbesondere Kommunikationstechnologien wie Twitter, Facebook, Instagram oder YouTube eine bedeutsame Rolle (Sauer & Pingaud, 2016, S. 26). Gerade Soziale Netzwerke ermöglichen den direkten Kontakt mit den Menschen und eine ungefilterte Verbreitung spezifischer Frames.

Ziel dieser Studie ist zu untersuchen, ob rechtspopulistische Frames auf Social Network Sites die kognitive Einschätzung des dargelegten Sachverhaltes, sowie die emotionale und kognitive Verarbeitung durch den Rezipienten beeinflussen. Einige Studien zeigen bereits die kognitive als auch emotionale Wirkung von Frames auf die Meinungsbildung von Rezipienten (beispielsweise Gross & Brewer, 2007; Kühne & Schemer, 2014; Lecheler, Schuck & Vreese, 2013). Die vorliegende Studie knüpft daran an und untersucht, ob eine Wirkung auch von rechtspopulistischen Frames ausgelöst wird. Dabei wird ebenfalls nicht nur die kognitive Komponente des Wirkungsprozesses, sondern auch die emotionale Komponente betrachtet.

Anhand von systematisch variierten Facebook-Beiträgen sollen die vermuteten Zusammenhänge mittels eines Online-Experiments geprüft werden. Konkret wird untersucht, ob das Hervorheben einer bestimmten Ursache (Ursachen-Frame) eine Wirkung auf die Meinungsbildung der Rezipienten hat. Zudem wird untersucht, ob dieser Effekt ebenfalls auftritt, wenn der Frame gezielt widerlegt wird – also die Personengruppe beispielsweise explizit als Ursache widerlegt wird. Im Rahmen dieser Studie konnte kein Effekt der rechtspopulistischen Frames nachgewiesen werden. Dennoch konnte die emotionale Komponente als wichtiger Aspekt des Framing-Prozesses bestätigt werden. Es zeigte sich eine wechselseitige Verstärkung zwischen der Einschätzung der Verantwortlichkeit des dargelegten Sachverhaltes und den negativen Emotionen der Rezipienten gegenüber der als Ursache angeprangerten Personengruppe.

Referenzen

Gross, K. & Brewer, P. R. (2007). Sore Losers. News Frames, Policy Debates, and Emotions. The Harvard International Journal of Press/Politics, 12(1), 122–133.

Kühne, R. & Schemer, C. (2014). Emotionale Framing-Effekte auf politische Einstellungen und Partizipationsbereitschaft. In F. Marcinkowski (Hrsg.), Framing als politischer Prozess. Beiträge zum Deutungskampf in der politischen Kommunikation (S. 195–210). Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft.

Lecheler, S., Schuck, A. R. T. & Vreese, C. H. de. (2013). Dealing with feelings. Positive and negative discrete emotions as mediators of news framing effects. Communications, 38(2), 189–209.

Marcinkowski, F. (2014). Eine Einleitung. In F. Marcinkowski (Hrsg.), Framing als politischer Prozess. Beiträge zum Deutungskampf in der politischen Kommunikation (S. 7–16). Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft.

Sauer, B. & Pingaud, E. (2016). Framing differences. Theorising new populist communicative strategies on the internet. In M. Ranieri (Hrsg.), Populism, Media and Education. Challenging Discrimination in Contemporary Digital Societies (S. 26–43). New York: Routledge.

Wehling, E. (2016). Politisches Framing. Wie eine Nation sich ihr Denken einredet und daraus Politik macht. Köln: Herbert von Halem Verlag.

Steckbrief

Titel (deutsch): Die Wirkung von politischen Frames in Social Network Sites auf die Meinungsbildung von Rezipienten
Titel (englisch): The effect of political frames in social network sites on the opinion formation of recipients
Erhebungszeitraum: 08/2017
Stichprobe (effektiv): 459
Stand der Informationen: 08.11.2017

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Franziska Mitschke

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