Schrörs, Carolin

Essbare Insekten

Potenzielles Nahrungsmittel der Zukunft? Akzeptanz von Produkten auf Insektenbasis basierend auf der „Theorie des überlegten Handelns“.

Angesichts der industriellen Landwirtschaft die einen erheblichen Teil zur Ressourcenknappheit und dem Klimawandel beiträgt, sind alternative und nachhaltige Formen der Ernährung notwendiger denn je. Laut FAO stellt der Konsum von essbaren Insekten eine potenzielle Lösung zu einer nachhaltigeren Land- und Ernährungswirtschaft dar. Der Grund hierfür liegt in der Ressourceneffizienz der Insekten die im Vergleich zu traditionellem Vieh deutlich weniger natürliche Ressourcen wie Land und Wasser verbrauchen, deutlich weniger Treibhausgase freisetzen und dabei eine hervorragende Quelle für hochwertige Proteine sowie Vitamine und Mikronährstoffe, insbesondere Eisen, Zink und Vitamin B12 bieten.

Der Verzehr von essbaren Insekten (Fachbegriff: Entomphagie) ist in weiten Teilen der Erde bereits gängig. In Europa wird Selbiges allerdings häufig mit Ekel und Abneigung verbunden, da die Entomophagie kulturell nicht in der europäischen Diät verankert ist. Mehrere Studien haben gezeigt, dass die Bereitschaft, Insekten zu essen größer ist, wenn diese verarbeitet und somit unsichtbar sind.

Diese Studie befasste sich mit der Konsumentenakzeptanz gegenüber Produkten auf Insektenbasis, also Produkten, die einen Anteil Insekten enthalten, diese aber für den Konsumenten nicht sichtbar sind. Mit Hilfe einer erweiterten Version der „Theorie des überlegten Handelns (TRA)“ (Ajzen & Fishbein, 1975) wurde ein Modell aufgestellt, in dessen Rahmen die Akzeptanz abhängig von unterschiedlichen Variablen geschätzt werden sollte. Neben den traditionellen Komponenten der TRA – nämlich der Einstellung gegenüber dem Einstellungsobjekt und den sozialen Normen - wurden weitere als wichtig erachtete unabhängige Variablen, wie sensorische Erwartungen an das jeweilige Produkt, vorherige Erfahrungen mit Insekten essen und Food Neophobie (Angst vor neuartigen Nahrungsmitteln) ergänzt.

Zudem sollte der Einfluss verschiedener Informationen auf die Einstellungen und somit Akzeptanz examiniert werden, wozu die Teilnehmer randomisiert in drei Gruppen eingeteilt wurden und entweder einen informativen Text zu Insekten, einen persönlichen Erfahrungsbericht oder gar keinen Bericht erhielten (Kontrollgruppe).

Daten für die empirische Analyse wurden mittels Online Befragung durch Convenience Sampling des SoSci-Panels erhoben. Der Fragebogen wurde unter Panelisten aus Deutschland, der Schweiz und Österreich verteilt und eine finale Stichprobe von 487 erreicht.

Insgesamt bot das zuvor aufgestellte Modell einen guten Rahmen um die Akzeptanz von Produkten auf Insektenbasis zu schätzen. Die Ergebnisse der multiplen Regressionsanalyse ergaben, dass die affektive Einstellung, also Gefühle wie Angst, Ekel, Neugierde oder Interesse, einen erheblichen Anteil der Varianz in der unabhängigen Variable erklären. Die affektive Einstellung war in allen getesteten Modellen der stärkste Einflussfaktor, gefolgt von den sensorischen Erwartungen gegenüber dem Produkt und subjektiven Normen. Das heißt konkret, je weniger Ekel und je mehr Neugierde ein Produkt auf Insektenbasis auslöst, je positiver die sensorischen Erwartungen an das Produkt (Geschmack, Konsistenz etc.) und je stärker die Annahme, dass relevante andere Personen den Konsum von Produkten auf Insektenbasis unterstützen, desto höher ist die Akzeptanz von Produkten aus Insektenbasis. Food Neophobie und die kognitive Einstellung, also sachlich-logische Erwägungen in Zusammenhang mit Insektenkonsum, waren beides signifikante Faktoren der Akzeptanz, allerdings waren diese weniger stark. Die Annahme, dass ein informativer Text oder ein persönlicher Erfahrungsbericht die Einstellung und somit Akzeptanz gegenüber Produkten auf Insektenbasis beeinflusst, konnte innerhalb dieser Studie nicht unterstützt werden, auch wenn Teilnehmer, die einen informativen Bericht erhielten eine marginal positivere kognitive Einstellung gegenüber dem Verzehr von Insektenprodukten hatten.

Interessanterweise war die affektive Einstellung signifikant positiver, nachdem den Teilnehmern Bilder der Produkte gezeigt worden waren: Teilnehmer waren anschließend interessierter, neugieriger und gleichzeitig weniger angeekelt und ängstlich. Ein weiteres interessantes Ergebnis ist, dass ein substanzieller Anteil der Vegetarier bereit war, die gezeigten Produkte zu probieren und die Idee, Insekten zu essen auch generell unterstütze. Gleichzeitig machen andere Vegetarier keinen Unterschied zwischen den Tieren und lehnten den Konsum von Insekten komplett ab.

Literatur

Fishbein, M.; Ajzen, I. (1975). Belief, attitude, intention, and behavior. An introduction to theory and research. Reading, MA: Addison-Wesley.

Steckbrief

Titel (deutsch): Essbare Insekten: Potenzielles Nahrungsmittel der Zukunft? Akzeptanz von Produkten auf Insektenbasis basierend auf der „Theorie des überlegten Handelns“.
Titel (englisch): Edible insect: Potential food of the future? Consumer acceptance of insect based food products using a theory of reasoned action approach.
Erhebungszeitraum: 08/2016
Stichprobe (effektiv): 487
Stand der Informationen: 03.12.2016

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Carolin Schrörs

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