Hässler, T., Ullrich, J., Valdenegro, D., Bernadino, M., Ditlmann, R., González, R., Shnabel, N., et al.

Kontakt zwischen verschiedenen Gruppen in der Gesellschaft und die Unterstützung des sozialen Wandels

Durch die zunehmende Globalisierung wird unsere Gesellschaft zunehmend diverser. Dies kann zu wahrgenommenen Problemen führen, bietet aber auch die Möglichkeit mit verschiedenen sozialen Minderheiten in persönlichen Kontakt zu kommen.

Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass dieser persönliche Kontakt zwischen Mitgliedern verschiedener sozialer Gruppen (z.B. Migranten, religiöse Minder­heiten, Menschen mit Behinderung, sexuellen und Geschlechtsminder­heiten) zur einer Reduktion von Vorurteilen führt und den Aufbau von Vertrauen fördert. So haben z.B. Deutsche, die mehr Kontakt mit türkischen Mitbürgern haben, eine bessere Einstellung gegenüber diesen, als Deutsche, die weniger Kontakt mit türkischen Personen haben.

Auch gibt es Befunde, die zeigen, dass sich die einheimische Bevölkerung oder andere privilegierte Gruppen (z.B. Katholiken und Protestanten in den DACH-Ländern oder auch Heterosexuelle) stärker für eine Gleichbehandlung von Minderheiten einsetzen, wenn sie mehr Kontakt mit diesen haben. So setzen sich heterosexuelle Personen, die in ihrem Freundeskreis viele lesbische Frauen, schwule Männer oder auch Trans*Menschen haben, in der Regel stärker für gleiche Rechte von sexuellen und Geschlechtsminderheiten ein.

Auf der anderen Seite führt dieses verbesserte Klima zwischen den Gruppen jedoch auch dazu, dass Minderheiten bestehende Benachteiligungen weniger wahrnehmen. Dies hat zur Folge, dass sie sich weniger für ihre Gleichberech­ti­gung einsetzen und somit strukturelle Ungleichheiten bestehen bleiben. Zum Beispiel machen sich Personen mit türkischer Abstammung, welche viel Kontakt mit deutschen Mitbürgen haben, in der Regel weniger für die Gleichberechtigung von Migranten am Arbeitsmarkt und in anderen Bereichen stark.

In unserer Studie untersuchen wir, ob Kontakt zwischen Mehrheiten und Minderheiten zu einer Unterstützung des sozialen Wandels durch die Mehrheit führt. Auch untersuchen wir, ob für Minderheiten Kontakt tatsächlich die Bereitschaft zum sozialen Wandel mindert.

Derzeit haben 4727 Personen aus 12 Ländern an unserer internationalen Studie teilgenommen. Wir haben Personen aus 14 Mehrheiten (Einheimische, Protestanten und Katholiken sowie Heterosexuelle) und 15 Minderheiten (Personen mit Migrationshintergrund, religiöse Minderheiten, sexuelle und Geschlechtsminderheiten) befragt.

Die Ergebnisse zeigen, dass Kontakt zwischen den Gruppen dazu führt, dass Mehrheiten sich stärker für eine Gleichberechtigung von Minderheiten einsetzen. Wie angenommen finden wir anderseits auch, dass Kontakt die Bereitschaft für sozialen Wandel bei Minderheiten hemmt. Dies wird allerdings vermieden, wenn in der Kontaktsituation z.B. über bestehende Diskriminierung oder Benachteiligungen gesprochen wird.

Diese ersten Ergebnisse haben bedeutende praktische Implikationen. So können Firmen, Schulen, kulturelle und Sportvereine Kontakt zwischen verschiedenen sozialen Gruppen gezielt ermöglichen und fördern. Wenn dabei Gespräche über bestehende Benachteiligungen ermöglichen werden, kann dies dazu führen, dass sich sowohl Mitglieder von Mehrheiten als auch von Minderheiten Hand in Hand für eine chancengleichere Gesellschaft einsetzen und somit bestehende Benachteiligungen gemeinsam abbauen.

Steckbrief

Titel (deutsch): Kontakt zwischen verschiedenen Gruppen in der Gesellschaft und die Unterstützung des sozialen Wandels
Titel (englisch): Intergroup Contact and Support for Social Change in Diverse Groups
Erhebungszeitraum: 06/2015–04/2017
Stichprobe (effektiv): 4.727
Stand der Informationen: 24.11.2016

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Tabea Häßler

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