Hoffmann, Anne-Christin

Die Wahrnehmung der Fußball Europameisterschaft 2016 in Medien und Gesprächen und dessen Einfluss auf die Relevanzbeurteilung des Events bei den Rezipienten

Die Fußball Europameisterschaft 2016 in Frankreich ist mit der Ausweitung von 16 auf 24 Teilnehmer das bisher größte Turnier, das erneut Rekordhöhen an Zuschauerzahlen erreicht hat. Ein solch großes Sportereignis erreicht über die Medien grenzüberschreitend eine beachtliche Menschenmasse wie kaum ein anderes Medienereignis. Insbesondere die Berichterstattung über Sport – vor allem über Fußball – ist in Deutschland mit einem großen Anteil auf der Medienagenda vertreten. In seiner medialen Aufbereitung erfährt Fußball eine hohe Relevanz und breite Akzeptanz in allen Gesellschaftsschichten. Dabei stellen nicht nur die Medien eine wichtige Informationsquelle dar, auch Gespräche mit der Familie, den Freunden und Bekannten machen auf das Ereignis aufmerksam. Ausgehend davon stellt sich die Frage, wie das Fußballevent in Medien und Gesprächen wahrgenommen wurde und welche Auswirkung dies auf die Einschätzung der Relevanz der EM hat.

Das Zusammenwirken von massenmedialer und interpersonaler Kommunikation über Sportereignisse wurde bislang in der Kommunikationswissenschaft kaum untersucht. Gespräche, welche von den Massenmedien ausgelöst und beeinflusst werden, werden in Agenda Setting Studien vor allem hinsichtlich politischer Themen erfasst. Die wenigen Studien zu Mediensportgesprächen konzentrieren sich insbesondere auf deren Themen und deren Motive für Anschlusskommunikation, wohingegen deren Einfluss auf die Relevanzbeurteilung von Sportereignissen wenig erforscht ist.

Ziel der Untersuchung ist daher, folgende Fragen zu beantworten: In welchen Medien wird die Fußball EM 2016 wie stark wahrgenommen? Wie und wie intensiv wird über das Ereignis gesprochen? Welchen Einfluss haben die Mediennutzung und die Gespräche darauf, wie relevant das Event für sich selbst, das eigene Umfeld und die Gesellschaft eingestuft wird? Hierfür wurden 503 Personen in der ersten und vierten/letzten Woche der EM befragt, um Veränderungen der Gespräche, Medienwahrnehmung und Relevanzbeurteilung in Abhängigkeit von der Ereignislage (z.B. Sieg/Niederlage der deutschen Mannschaft) und Berichterstattung abbilden zu können.

Die Befragten haben angegeben, dass sie die Fußball EM insbesondere in Nachrichten von öffentlich-rechtlichen Sendern (z.B. ARD Tagesschau) wahrgenommen haben, gefolgt von Radionachrichten und Lokalzeitungen. Gespräche über die EM führten die Befragten am liebsten direkt von Angesicht zu Angesicht, am Telefon oder mittels Instant Messenger wie WhatsApp. 30 Prozent haben täglich von Angesicht zu Angesicht über das Ereignis in der ersten EM-Woche gesprochen, in der vierten Woche taten dies sogar 40 Prozent. Denselben Anstieg gibt es bei der Medienrezeption: Hier haben die Befragten das Event in der vierten EM-Woche wesentlich aufmerksamer verfolgt als in der ersten. Dies könnte daran liegen, dass in der vierten Woche das Halbfinale zwischen Deutschland und Frankreich stattgefunden hat, welches ein attraktiveres Ereignis als die Spiele in der Gruppenphase der ersten Woche darstellt. Auch die Relevanz steigt: Während die EM zunächst als eher unwichtig für sich persönlich eingeschätzt wird, wird sie in der letzten Woche als eher wichtig für die eigene Person eingestuft. Für das eigene Umfeld und die Gesellschaft wird das Event generell wichtiger als für sich persönlich eingestuft, beides steigt ebenfalls im Zeitverlauf von eher wichtig auf wichtig. Einen hoch signifikanten Einfluss auf die eingestufte Wichtigkeit hat vor allem die interpersonale Kommunikation: Je häufiger und intensiver über die Fußball EM gesprochen wurde, desto höher wurde dessen Relevanz eingeschätzt. Auch die Mediennutzung hat einen signifikanten Einfluss, der jedoch geringer ausfällt.

Gespräche über die Fußball Europameisterschaft beeinflussen die Befragten also stärker darin, wie relevant sie das Event wahrnehmen, als es die Medien tun, in welchen die Befragten das Ereignis verfolgt haben.

Steckbrief

Titel (deutsch): Die Wahrnehmung der Fußball Europameisterschaft 2016 in Medien und Gesprächen und dessen Einfluss auf die Relevanzbeurteilung des Events bei den Rezipienten
Titel (englisch): The perception of the European Football Championship 2016 in the media and interpersonal communication and its effect on the relevance of the event perceived by the recipients
Erhebungszeitraum: 06/2016–07/2016
Stichprobe (effektiv): 503
Stand der Informationen: 10.11.2016

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