Schneider, Eva Elisa & Wessa, Michèle

Individueller Stress im Alltag

Validierung eines deutschsprachigen Fragebogens zur Erfassung von subjektivem Stresserleben

Stress kann sich sowohl auf körperlicher als auch auf subjektiver Ebene äußern und trägt zu einer Vielzahl von physiologischen und psychischen Erkrankungen bei (Juster, McEwen & Lupien, 2010; Segerstrom & Miller, 2004). Um individuell wahrgenommenen Stress hinreichend zu erfassen, werden häufig Fragebögen eingesetzt. Die „Perceived Stress Scale“ (Cohen, Kamarck & Mermelstein, 1983) ist einer der gängigsten Fragebögen, welcher subjektiv erlebten Stress im vergangenen Monat erfragt. Jedoch liegt gegenwärtig keine validierte deutsche Version vor, weshalb er übersetzt und im Rahmen des SoSci Panels auf seine testtheoretische Tragfähigkeit untersucht wurde.

Laut des transaktionalen Stressmodells von Lazarus und Folkman (1984) entsteht Stressempfinden dann, wenn Situationen (1) subjektiv als stressreich bewertet werden und (2) die individuellen Bewältigungsmöglichkeiten eines Individuums überschreiten. Der Stressfragebogen untergliederte sich daher in die zwei Teilbereiche „wahrgenommene Hilflosigkeit“ und „wahrgenommene Selbstwirksamkeit“, welche die Dualität des subjektiven Stressempfindens wiederspiegeln. Ziel der Erhebung war es, (a) die entsprechende Struktur durch faktorenanalytische Untersuchungen zu verifizieren und (b) die Verwandtschaft mit anderen Bereichen zu erfassen. Hierzu wurde den Teilnehmern der Stressfragebogen vorgelegt und im Anschluss weitere Themenbereiche wie z.B. Wohlbefinden erfragt.

Die Modellstruktur der zwei postulierten Teilbereiche konnte bestätigt werden. Ferner zeigten sich erwartungsgemäß enge Assoziationen von wahrgenommenem Stress mit Wohlbefinden, Ängstlichkeit, körperlicher sowie psychischer Gesundheit und geringe Assoziationen mit Impulsivität. Dementsprechend kann davon ausgegangen werden, dass es sich bei der Übersetzung um eine valide Version des Stressfragebogens handelt, der die zwei Komponenten „wahrgenommene Hilflosigkeit“ und „wahrgenommene Selbstwirksamkeit“ zuverlässig erfragt. Daher kann der Fragebogen als fundiertes Instrument zu Erfassung von subjektivem Stresserleben eingesetzt werden.

Literatur

Cohen, S., Kamarck, T., & Mermelstein, R. (1983). A global measure of perceived stress. Journal of health and social behavior, 24(4), 385-396.

Juster, R. P., McEwen, B. S., & Lupien, S. J. (2010). Allostatic load biomarkers of chronic stress and impact on health and cognition. Neuroscience & Biobehavioral Reviews, 35(1), 2-16.

Lazarus, R. S., & Folkman, S. (1984). Stress, appraisal, and coping. New York: Springer publishing company.

Segerstrom, S. C., & Miller, G. E. (2004). Psychological stress and the human immune system: a meta-analytic study of 30 years of inquiry. Psychological Bulletin, 130(4), 601-630.

Steckbrief

Titel (deutsch): Individueller Stress im Alltag - Validierung eines deutschsprachigen Fragebogens zur Erfassung von subjektivem Stresserleben
Titel (englisch): Stress in everyday life – Validation of a German version of the 10-item Perceived Stress Scale
Erhebungszeitraum: 01/2016–02/2016
Stichprobe (effektiv): 875
Stand der Informationen: 04.07.2016

Publikationen

Schneider, E. E., Schönfelder, S., Wolf, M., & Wessa, M. (2017, May). Krank und gestresst? Subjektiv erlebter Stress in gesunden und klinischen Populationen: Validierung, Eigenschaften und Populationsunterschiede einer Deutschen Version der Perceived Stress Scale. Poster presented at the 10th Conference of the German Psychological Society (DGPs), Chemnitz, Germany.

Breitsohl, H., & Steidelmüller, C. (2018). The Impact of Insufficient Effort Responding Detection Methods on Substantive Responses: Results from an Experiment Testing Parameter Invariance. Applied Psychology, 67(2), 284–308. https://doi.org/10.1111/apps.12121

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Abteilung Klinische Psychologie und Neuropsychologie

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