Schmidt-Catran, Alexander & Czymara, Christian

Wer ist in Deutschland willkommen?

Eine Vignettenanalyse zur Akzeptanz von Einwanderern

Spätestens seit den Protesten der (PE)GIDA-Bewegungen und den rasant steigenden Zahlen an Menschen, die nach Deutschland einwandern bzw. flüchten wollen, dominieren Debatten um Einwanderung und Asyl das mediale und politische Geschehen in der Bundesrepublik. Die Studie untersucht, welche Kriterien darüber entscheiden, wer in Deutschland willkommen ist und wer nicht. Hierzu wurde ein faktorieller Survey durchgeführt, bei dem die Befragten 14 fiktive Einwanderinnen und Einwanderer dahingehend bewerten sollten, ob diese generell in Deutschland leben dürfen sollten, ob sie das Recht haben sollten in Deutschland zu arbeiten sowie ob sie ein Recht auf Leistungen des deutschen Wohlfahrtsstaats haben sollten.

Generell ist die befragte Stichprobe der Zuwanderung gegenüber relativ positiv eingestellt, viele akzeptieren alle Immigrantinnen und Immigranten, unabhängig von deren Merkmalen. Allerdings weist ein bedeutsamer Anteil an Befragten auch alle Personen konsequent ab. Dies gilt insbesondere für das Recht auf wohlfahrtsstaatliche Leistungen. Das Recht auf Arbeit wird hingegen von fast allen deutlich positiver bewertet.

Betrachtet man die Effekte, die bestimmte Merkmale eines Einwanderers/einer Einwanderin auf seine oder ihre Akzeptanz haben, so zeigt sich, dass der (wahrgenommene) Einfluss eines Einwanderers/einer Einwanderin auf die Gesellschaft und die nationale Ökonomie eine zentrale Rolle spielt: Personen mit besserer Qualifikation, guten Kenntnissen der deutschen Sprache und der Aussicht auf einen Arbeitsplatz wird deutlich mehr Akzeptanz entgegengebracht. Ängste vor persönlicher beruflicher Konkurrenz und wirtschaftliches Eigeninteresse spielen bei den Befragten für die Bewertung hingegen kaum eine Rolle. Die höchste Akzeptanz wird allerdings Menschen entgegengebracht, die vor politischer Verfolgung flüchten müssen. Dies ist ein Hinweis darauf, dass Empathie Überlegungen über die „Wirtschaftlichkeit“ eines Einwanderers/einer Einwanderin entgegenwirken kann. Neben ökonomischen Überlegungen beeinflussen aber auch kulturelle Faktoren die Akzeptanz: Personen aus dem Deutschland ähnlicherem Frankreich werden eher akzeptiert als solche aus Kenia oder dem Libanon. Zudem werden Anhänger muslimischem Glaubens eher zurückgewiesen als Menschen mit christlichem Glauben oder Nichtreligiöse.

Steckbrief

Titel (deutsch): Wer ist in Deutschland willkommen? Eine Vignettenanalyse zur Akzeptanz von Einwanderern
Titel (englisch): Economic and Cultural Threats and the Role of Empathy in Attitudes towards Immigrants in Germany: Evidence from a Factorial Survey
Erhebungszeitraum: 04/2015
Stichprobe (effektiv): 1.353
Stand der Informationen: 27.09.2015

Publikationen

Czymara, C.S. & Schmidt-Catran, A.W. (2016). Wer ist in Deutschland willkommen? Eine Vignettenanalyse zur Akzeptanz von Einwanderern. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 68(2), 193-227.

Kontakt

Christian Czymara

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