Badura, Laura; Gessner, Florian & Schmidt, Malte G.

Vertrauen in journalistische Inhalte

Modellentwicklung und zweistufige Erhebung zur Analyse der Einflussfaktoren Qualität und Reputation im Vertrauensprozess

Diese Studie aus dem Bereich der Medienwirkungsforschung sollte klären, ob und inwiefern die Reputation eines Online-Nachrichtenmediums und das subjektive Qualitätsempfinden (zu einem Online-Artikel) Vertrauen in journalistische Inhalte eklären.

Das hierzu durchgeführte Online-Experiment baut auf den Ergebnissen einer Vorbefragung auf, bei welcher die Reputation diverser Online-Medienanbieter sowie die für Rezipienten (Leser) wichtigen Qualitätskriterien für die Beurteilung eines journalistischen Textes erfasst wurden. Als Stimuli dienten (je nach Zugehörigkeit zu den Experimentalgruppen) zum einen zwei Online-Artikel von unterschiedlicher Qualität und zum anderen die Angabe, dass diese Artikel entweder bei BILD.de (geringe Reputation), bei Zeit Online (hohe Reputation) oder im Fall der Kontrollgruppe bei einem nicht näher bezeichneten Online-Medium (nicht offengelegte Reputation) erschienen sind. Die Probanden wurden darum gebeten, anhand geschlossener Fragen die Qualität des Textes zu beurteilen sowie anzugeben, inwieweit sie dem journalistischen Inhalt vertrauen. Anschließend wurden die Teilnehmer mit einem hypothetischen Risiko-Szenario konfrontiert, bei welchem sie sich entscheiden sollten, ob sie ihr Handeln auf Grundlage der im Artikel gelesenen Informationen ausrichten oder nicht. Auf diese Weise wurde überprüft, inwiefern sich das zuvor geäußerte Vertrauen auf das (beabsichtigte) Verhalten in einer Risikosituation auswirkt.

Kernergebnisse

Ein direkter (signifikanter) Zusammenhang zwischen der Reputation des jeweiligen Mediums und dem Vertrauen in journalistische Inhalte ist nicht nachweisbar. Allerdings bestimmt die Medienreputation maßgeblich, wie die Qualität des gelesenen Artikels beurteilt wird. Dieses subjektive Qualitätsurteil stellt die zentrale Einflussgröße für den gesamten weiteren Vertrauensprozess dar. Ein besseres Qualitätsurteil führt demnach zu einem höheren Vertrauen. Hohes Vertrauen fördert wiederum das Eingehen einer Vertrauenshandlung in einer konkreten Risikosituation.

Der zentrale Mehrwert der Untersuchung besteht in dem Nachweis, dass der in der kommunikationswissenschaftlichen Fachliteratur teilweise synonyme Gebrauch der Begriffe Qualität, Reputation und Vertrauens-/Glaubwürdigkeit nicht gerechtfertigt ist, sondern diese als trennscharfe Konstrukte zu betrachten sind. Darüber hinaus liefert die Forschung im Rahmen der theoretischen Auseinandersetzung mit den Konstrukten eine Einordnung in ein Modell, bei dem neben Qualität und Reputation auch weitere Einflussfaktoren im Vertrauensprozess verortet sind.

Steckbrief

Titel (deutsch): Vertrauen in journalistische Inhalte – Modellentwicklung und zweistufige Erhebung zur Analyse der Einflussfaktoren Qualität und Reputation im Vertrauensprozess
Titel (englisch): Trust in journalistic contents – model development and double-stage survey to analyse the influencing factors quality and reputation in the process of trust
Erhebungszeitraum: 12/2014–01/2015
Stichprobe (effektiv): 625
Stand der Informationen: 18.05.2015

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Laura Badura

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