Gburíková, Veronika; Leupolt, Steffi & Penkova, Dayana

Computer vs. Journalisten

Wahrgenommene Qualität von Roboterjournalismus

Die bisherige Forschung zum Thema Roboterjournalismus hat sich vor allem auf die Anbieterseite konzentriert - welche Auswirkungen die neue Technologie auf Redaktionen und Verlage in Zukunft haben könnte. Was wird als Ziel des Roboterjournalismus gesehen? Die Computer sollen die Routinearbeit übernehmen, damit sich Journalisten auf eine tiefgründige Berichterstattung konzentrieren können. Softwaregenerierte Texte können außerdem die Genauigkeit sicherstellen und zeichnen sich durch Konformität zu Standards aus. Nach dem heutigen Kenntnisstand wurden bisher nur zwei Studien publiziert, die die Wahrnehmung der Qualität und Glaubwürdigkeit von softwaregenerierten Nachrichtenartikeln erforscht (Clerwall, 2014; van der Kaa & Krahmer, 2014). In unserer Studie haben wir ebenfalls untersucht, wie zuverlässig und glaubwürdig computergenerierte Texte in der Wahrnehmung des Lesers sind und ob die Leser solche Texte erkennen können. Dies wurde mit Hilfe einer experimentellen Online-Befragung überprüft.

Um festzustellen, ob Leser Roboterartikel unterscheiden können, haben wir den Befragten entweder einen journalistischen oder computergenerierten Wetterbericht vorgelegt und sie um die Einschätzung gebeten, von wen der Text geschrieben war. Die Leser konnten einen computergenerierten Wetterbericht erkennen und als solchen richtig bezeichnen. Sie haben aber Schwierigkeiten, wenn ihnen ein journalistischer Text vorgelegt wird. Die Ergebnisse unterscheiden sich von den Befunden von Clerwall (2014). In seiner Studie konnten die Befragten weder die Quelle des computergenerierten noch des journalistischen Textes bestimmen. Mit der Weiterentwicklung der Software kann man aber vermuten, dass es künftig noch schwieriger sein wird, automatisch generierte Inhalte zu erkennen.

Dem Kern dieser Studie liegt ein mehrfaktorielles Design zugrunde, in dem die tatsächliche Quelle des Artikels (Roboter vs. Journalist), die den Versuchspersonen genannte Quelle (Roboter vs. Journalist) sowie das Thema (Fußball vs. Finanzen) systematisch variiert wurden. Gemessen wurde der Einfluss dieser Variablen auf die Wahrnehmung der Qualität der präsentierten Texte.

Was die Glaubwürdigkeit angeht, haben die Leser den gleichen Artikel unterschiedlich bewertet, wenn als Quelle ein Roboter oder ein Journalist genannt wurden. Roboterartikel werden als signifikant glaubwürdiger wahrgenommen als Artikel von einem Journalisten, sowohl beim Thema Fußball als auch bei Finanzen. Ein größeres Vergnügen haben die Rezipienten beim Lesen von journalistischen Artikeln. Die sprachliche Qualität der Computer wird schlechter bewertet als die der Journalisten, egal ob bei Fußball- oder Finanznachrichten. Dafür schneiden die Roboterartikel bei der wahrgenommenen Expertise besser ab. Eigentlich halten die Leser den Roboterartikel für glaubwürdiger, aber sobald ihnen gesagt wird, dass der Text computergeneriert ist, bewerten sie die Glaubwürdigkeit schlechter. Am glaubwürdigsten wird ein Artikel bewertet, wenn er von einem Computer generiert wurde, als Quelle allerdings ein Journalist angegeben wird.

Literatur

Clerwall, C. (2014). Enter the Robot Journalist. Journalism Practice, 8(5), 519–531.

van der Kaa, H. & Krahmer, E. (2014). Journalist versus news consumer: The perceived credibility of machine written news. In Proceedings of the Computation+Journalism conference. New York. Online verfügbar

Steckbrief

Titel (deutsch): Computer vs. Journalisten - Wahrgenommene Qualität von Roboterjournalismus
Titel (englisch): Computer vs. Journalists – Perceived Quality of Computer-Generated Journalism
Erhebungszeitraum: 12/2014
Stichprobe (effektiv): 1.024
Stand der Informationen: 13.04.2015

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Veronika Gburíková

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