Bläsing, Dominic; Bornewasser, Manfred; Fischbach, Johannes; Schälicke, Julia; Schult, Katharina; Unger, Antonia & Völker, Juliane

Wohnungseinbruchsdiebstahl

Eine experimentelle Studie zur kommunalen Prävention

Anhand einer experimentellen Manipulation von simulierten Szenarien wurde erhoben, welche Faktoren aus Perspektive eines hypothetischen Opfers oder Täters das subjektive Einbruchsrisiko in ein Einfamilienhaus beeinflussen.

Untersucht wurden die Rollen von isolierter und geselliger Umgebung, hohem und niedrigem Beuteanreiz, sowie Eigenschaften des Wohnobjektes in Form von Sicherheitshinweisen (zum Beispiel gängige Sicherungstechnik) und Risikohinweisen (Faktoren, die einen Einbruch begünstigen können, zum Beispiel ein offenes Fenster). Zudem wurden persönlichkeitspsychologische Variablen erfasst, um zu klären, inwiefern sich Persönlichkeit im Zusammenspiel mit situativen Gegebenheiten auf die Einschätzung der Wahrscheinlichkeit eines Einbruchs auswirkt. Auf Opfer bezogen waren dies Kontrollüberzeugung, Kriminalitätsfurcht, Ängstlichkeit und Unsicherheitsgefühl; auf Täter bezogen Kontrollüberzeugung, Selbstkontrolle, Risikoneigung und Moralität.

Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass sowohl aus Opfer- als auch aus Täterperspektive Eigenschaften der Umgebung und des Objekts den größten Einfluss auf die subjektive Einschätzung der Einbruchswahrscheinlichkeit haben. Steht das Objekt isoliert, strahlt es einen gewissen Reichtum aus und sind viele Risikohinweise vorhanden, so wird das Einbruchsrisiko am höchsten eingeschätzt.

Obwohl das Vorhandensein vieler Sicherheitshinweise die Wahrscheinlichkeit eines Einbruchs verringert, wurden die gezeigten Sicherheitshinweise generell als wenig abschreckend empfunden. Im Vergleich dazu haben Risikohinweise einen stärkeren zum Einbruch anreizenden Effekt. Viele Risikohinweise stellen demzufolge eine Gefährdung oder Einladung dar, die nicht durch das Vorhandensein von Sicherheitshinweisen ausgeglichen werden kann.

Die Ergebnisse zu persönlichkeitspsychologischen Variablen zeigen, dass Probanden aus der Täterperspektive die Wahrscheinlichkeit eines Einbruchs höher einschätzen, wenn sie Zuversicht in ihre eigenen Fähigkeiten haben und über geringe Selbstkontrolle verfügen. Sie erachten zudem moralische Bedenken als weniger wichtig für ihre eigene Person.

Es zeigen sich schwache Zusammenhänge hinsichtlich der persönlichkeitspsychologischen Variablen aus Opferperspektive. Die Wahrscheinlichkeit eines Einbruchs wird als erhöht eingeschätzt, sobald Personen Ängste und Unsicherheitsgefühle innerhalb der eigenen vier Wände und der Nachbarschaft verspüren.

Je höher der Glaube an die eigene Kontrolle über Geschehnisse im eigenen Leben wahrgenommen wird, desto geringer wird das Risiko eines Wohnungseinbruchs eingeschätzt.

Die Erkenntnisse der Studie, vor allem bezüglich der situativen Faktoren, werden nun genutzt, um Empfehlungen für die kommunale Präventionsarbeit abzuleiten.

Schlussendlich zeigt sich, dass es für den Schutz vor Wohnungseinbruch am wichtigsten ist, die Bewohner über Risikofaktoren aufzuklären und sie dafür zu gewinnen, selbige aktiv zu beseitigen.

Steckbrief

Titel (deutsch): Wohnungseinbruchsdiebstahl: Eine experimentelle Studie zur kommunalen Prävention
Titel (englisch): Residential burglary: An experimental study for communal prevention
Erhebungszeitraum: 04/2014
Stichprobe (effektiv): 1.850
Stand der Informationen: 08.08.2014

Kontakt

Prof. Dr. Manfred Bornewasser

Juliane Völker

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