Lenz, Bettina

Erstakademiker und Folgeakademiker

Zusammenhang von Bildungsherkunft und studienbezogenen psychologischen Konstrukten

Ergebnisse aktueller Sozialerhebungen (20. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks, 2013) haben gezeigt, dass sich Studienberechtigte aus akademischem Elternhaus (sog. Folgeakademiker) dreimal häufiger an der Hochschulbildung beteiligen als Studienberechtigte aus nicht-akademischem Elternhaus (sog. Erstakademiker). Der Bildungsweg junger Menschen hängt in Deutschland demnach immer noch deutlich mit der elterlichen Bildung zusammen.

Die vorliegende Arbeit untersucht, welche Unterschiede hinsichtlich motivationaler Variablen und subjektiver Wahrnehmungen in Abhängigkeit der Bildungsherkunft von Studierenden bestehen. Mit Hilfe eines Online-Fragebogens wurden bei 396 Universitätsstudierenden (davon 58 Psychologiestudierende aus Heidelberg), die sich im 1. bis 4. Hochschulsemester befanden, folgende Untersuchungsvariablen erfasst: das akademische Selbstkonzept, die soziale und individuelle Bezugsnormorientierung, die studienspezifische Selbstwirksamkeit sowie Hilflosigkeit und die impliziten Fähigkeitstheorien der Studierenden. Außerdem wurde die empfundene Passung zwischen den eigenen Fähigkeiten und den Anforderungen der Hochschule, die Intensität der Gedanken eines Studienabbruchs und die empfundene familiäre Unterstützung bei Schwierigkeiten im Studium erhoben.

Zur Prüfung der Forschungsfrage wurden die Gruppen der Folgeakademiker (58%) und Erstakademiker (42%) hinsichtlich der Untersuchungsvariablen verglichen. Dabei wurden günstigere Ausprägungen der Untersuchungsvariablen für Folgeakademiker erwartet. Außerdem wurden u.a. der Einfluss des Vorhandenseins von Geschwistern mit akademischem Abschluss, sowie eines Migrationshintergrundes untersucht.

Erwartungsgemäß zeigte sich, dass Folgeakademiker ihre eigenen studentischen Fähigkeiten in höherem Maße als veränderbar erleben. Außerdem empfinden Folgeakademiker vergleichsweise mehr familiäre Unterstützung hinsichtlich Schwierigkeiten im Studium – entgegen der Erwartung auch bei Vorliegen eines Migrationshintergrundes. Weiterhin schätzen Erstakademiker, allerdings nur beim Vergleich mit einer sachlichen Bezugsnorm, ihre akademischen Fähigkeiten geringer ein als Folgeakademiker. Die erwarteten Unterschiede zugunsten der Folgeakademiker konnten in einem Großteil der Untersuchungsvariablen nicht nachgewiesen werden. Der vermutete positive Effekt von Geschwistern mit akademischem Abschluss auf die Werte der Erstakademiker, zeigte sich in keiner der Untersuchungsvariablen. Anhand der Ergebnisse können Ansatzpunkte für Interventionen diskutiert werden, die zur Behebung der gefundenen Unterschiede beitragen könnten und dadurch den Studienerfolg der Studierenden steigern würden.

Steckbrief

Titel (deutsch): Erstakademiker und Folgeakademiker - Zusammenhang von Bildungsherkunft und studienbezogenen psychologischen Konstrukten
Titel (englisch): First- and Second-Generation College Students – Relationship between parent educational background and college-related psychological constructs
Erhebungszeitraum: 03/2014–04/2014
Stichprobe (effektiv): 396
Stand der Informationen: 24.06.2014

Publikationen

Lenz, B. (2014). Erstakademiker und Folgeakademiker - Zusammenhang von Bildungsherkunft und studienbezogenen psychologischen Konstrukten. Bachelorarbeit, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg.

Weitere Informationen

Website der Arbeitseinheit Pädagogische Psychologie der Universität Heidelberg

Kontakt

Bettina Lenz

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