Latsch, Martin

Autonomiebedürfnis von Schülerinnen und Schülern

Wiederherstellung bedrohter Männlichkeit durch Autonomiestreben im Schulkontext.

Schule und schulisches Engagement ist heutzutage eher mit weiblichen Eigenschaften und mit Weiblichkeit assoziiert und wird von Jungen somit als eine Gefahr für Männlichkeit erlebt. Dies führt dazu, dass Jungen sich schulisch weniger engagieren. Als eine Möglichkeit, die bedrohte Männlichkeit wieder zu stabilisieren wird erachtet, wenn sich Jungen als autonome Lerner darstellen. Autonomes Handeln ist eine sehr männliche Eigenschaft und daher geeignet, Maskulinität auszudrücken.

Ziel der Studie war es, herauszufinden, ob Jungen nachdem ihre Aufmerksamkeit auf das eigene Geschlecht gerichtet wurde in der Schule, nicht aber in außerschulischen Kontexten, stärker nach Autonomie streben als bei einer Lenkung der Aufmerksamkeit auf einen außerschulischen Bereich (und als Mädchen in beiden Bedingungen) sowie ihre ideale Lehrkraft autonomiefördernder beschreiben.

Hierfür wurden 153 Schülerinnen und Schüler befragt, die per Zufallsverfahren entweder angeben sollten, was für sie das Typische am Junge-/Mädchen-Sein ist oder was sie damit verbinden, in ihrem Heimatort zu leben. Anschließend mussten die Teilnehmer/innen auf einer Skala (von „stimmt gar nicht“ bis „stimmt vollständig“) angeben, wie bedeutsam das eigene Geschlecht bzw. der Wohnort für sie persönlich ist. Außerdem sollten sie anhand verschiedener Aussagen die Vorstellung von einer idealen Lehrkraft skizzieren.

Die Ergebnisse zeigen, dass sich nach Lenkung der Aufmerksamkeit auf das eigene Geschlecht Jungen als autonomiebedürftiger in der Schule beschreiben als Mädchen und auch mehr Autonomie wünschen als Jungen dieser Bedingung in einem nicht schulischen Kontext (Freizeit).

Zusätzlich beschreiben beide Geschlechter ihre ideale Lehrkraft als sehr autonomiefördernd, Jungen allerdings noch etwas mehr als Mädchen – hier allerdings ohne Einfluss, ob die Aufmerksamkeit zuvor auf das eigene Geschlecht oder den eigenen Wohnort gelenkt wurde.

Insgesamt weisen die Ergebnisse dieser Untersuchung darauf hin, dass Jungen in der Schule gern selbständiger lernen und arbeiten würden, ganz besonders, wenn das eigene Geschlecht besonders bewusst gemacht wird. Die Ergebnisse zur Beschreibung der idealen Lehrkraft deuten darauf hin, dass Lehrpersonen durch ein verstärktes Einbeziehen selbstregulierter, autonomer Arbeitsphasen den Bedürfnissen ihrer Schülerinnen, aber besonders ihrer Schüler noch stärker entgegenkommen könnten.

Steckbrief

Titel (deutsch): Autonomiebedürfnis von Schülerinnen und Schülern. Wiederherstellung bedrohter Männlichkeit durch Autonomiestreben im Schulkontext.
Titel (englisch): Students' Need for Autonomy. Reconstruction of the threatened masculinity through striving for autonomy in the school conext.
Erhebungszeitraum: 01/2014–02/2014
Stichprobe (effektiv): 153
Stand der Informationen: 29.04.2014

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Martin Latsch

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