Breiner, Timo

Nachrichteninhalte oder Nutzerkommentare

Was stimuliert Online-Anschlusskommunikation? Eine Untersuchung anhand der Nachrichtenwerttheorie

Zur Überprüfung dieser Frage wurden sechs Online-Experimente mit insgesamt 518 Teilnehmern durchgeführt. Diese bekamen jeweils einen Artikel mit zugehörigem Nutzerkommentar zu sehen. Der Artikel wurde, aufbauend auf der Nachrichtenwerttheorie, in einer Version mit nicht vorhandenem Nachrichtenwert (also einem Non-Ereignis) und einer Version mit hohem Nachrichtenwert (ein hoher entstandener Personenschaden sowie eine große Kontroverse) konzipiert. Die unterhalb des Artikels stehenden Kommentare enthielten Faktoren, von denen erwartet wurde, dass sie eine Reaktion beim Leser hervorrufen: Entweder eine Frage mit Personenansprache, eine heikle Aussage/Provokation, Zusatzinformationen zu dem Artikel, eine Abweichung von dem Artikelthema oder eine fatalistische Sichtweise der Ereignisse. Als Vergleichskommentar diente ein neutral gehaltener Kommentar. Je Experiment ergaben sich hieraus vier Gruppen: Der Artikel in seinen beiden Versionen, sowie einer der Kommentare mit Faktor und der neutrale Kontrollkommentar.

Anhand mehrfaktorieller Varianzanalysen wurde der Einfluss von Artikelversion und Kommentar auf die Kommentierbereitschaft der Teilnehmer ermittelt. Dabei zeigte sich, dass die Artikelversion mit hohem Nachrichtenwert in nur einem der Experimente die Bereitschaft erhöhte, den Artikel zu kommentieren. Hierbei handelte es sich um das Experiment, in dem der Kommentar Zusatzinformationen zu dem Artikelthema enthielt. Dieser Kommentar erhöhte gegenüber dem Kontrollkommentar ebenfalls die Wahrscheinlichkeit, dass der Artikel kommentiert wurde.

Für alle untersuchten Faktoren bei den Kommentaren ergab sich gegenüber dem Kontrollkommentar ein positiver Einfluss auf die Absicht der Teilnehmer, diesem Kommentar zu antworten. Die Artikelversion war hierfür hingegen nicht von Bedeutung. Ob ein Nutzer sich entschließt, einen Kommentar zu verfassen, scheint somit vor allem durch die bereits vorhandenen Kommentare entschieden zu werden. Der Artikel selbst ist, zumindest für den verwendeten Stimulus, offenbar von geringerer Bedeutung.

Anhand von Mediationsanalysen wurde zudem untersucht, wie sich diese Ergebnisse erklären lassen. Dabei zeigte sich, dass der Entschluss, den Artikel zu kommentieren, durch die Involviertheit mit diesem vermittelt wird. Auch bei der Absicht, auf den Kommentar zu antworten, wurde die Wirkung für fast alle der Faktoren durch die Involviertheit mit dem Kommentar vermittelt. Allerdings spielten bei einigen Kommentaren auch die Zustimmung zu diesen Kommentaren und die hervorgerufenen negativen Emotionen eine Rolle.

Eine Einschränkung dieser Ergebnisse muss dahingehend vorgenommen werden, dass in der Stichprobe nur wenige Kommentierer auf Nachrichtenportalen vorhanden waren. Zudem gelten alle Aussagen nur für den verwendeten Stimulus. Dennoch konnte gezeigt werden, dass Kommentare entscheidend dazu beizutragen scheinen, ob auf Nachrichtenportalen eine Diskussion entsteht oder nicht.

Steckbrief

Titel (deutsch): Nachrichteninhalte oder Nutzerkommentare - Was stimuliert Online-Anschlusskommunikation? Eine Untersuchung anhand der Nachrichtenwerttheorie
Titel (englisch): News content or user comments - What stimulates online discussions on news? An analysis on the basis of the news value theory.
Erhebungszeitraum: 09/2013–10/2013
Stichprobe (effektiv): 518
Stand der Informationen: 07.01.2013

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Timo Breiner

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