Ganser, Christian & Riordan, Patrick

Wahlerwartungsfragen als Instrument der Wahlprognose

Die Prognose des Ausgangs von Wahlen findet großes öffentliches Interesse. Im Mittelpunkt steht dabei die sogenannte Sonntagsfrage: „Welche Partei würden Sie wählen, wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahl wäre?“ Die Antwort auf diese Frage liefert aber eigentlich keine Wahlprognose, sondern ein Bild der aktuellen politischen Stimmung, denn sie bezieht sich auf eine hypothetische Wahl, nicht auf die tatsächliche. Außerdem gibt es bei solchen Befragungen stets Befragte, die unentschlossen sind und daher keine Partei benennen. Als tatsächliches Prognoseinstrument haben sich in den USA und in Großbritannien Wahlerwartungsfragen bewährt. Dabei werden die Befragten nicht nach ihrer Wahlabsicht, sondern nach ihrer Einschätzung des Wahlausgangs befragt, also danach, wer ihrer Meinung nach Präsident bzw. Premierminister wird. Ob das auch im vergleichsweise komplizierten deutschen Wahlsystem funktioniert, in dem die Zweitstimme über die Zusammensetzung des Parlaments und damit über die mögliche Regierungsmehrheit entscheidet, wurde bislang kaum untersucht. In diesem Projekt wurden die Befragten daher gebeten, zwei und vier Wochen vor der Wahl ihre Einschätzung des Wahlausgangs abzugeben.

Im Ergebnis zeigt sich, dass mit diesem Vorgehen in Deutschland keine sehr exakte Wahlprognose möglich ist. So wurde zum Beispiel das Wahlergebnis der Grünen um über 4 Prozentpunkte überschätzt. Im Mittel über alle Parteien liegt die Prognose etwa 2 Prozentpunkte neben dem tatsächlichen Ergebnis, wobei berücksichtigt werden muss, dass dies gerade bei den kleineren Parteien eine bedeutsame Differenz ist. Die FDP etwa wäre in den Bundestag eingezogen, wenn die Prognose zugetroffen hätte.

Steckbrief

Titel (deutsch): Wahlerwartungsfragen als Instrument der Wahlprognose
Titel (englisch): Election Forecasting using Vote Expectations
Erhebungszeitraum: 08/2013–09/2013
Stichprobe (effektiv): 1.285
Stand der Informationen: 28.11.2013

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Patrick Riordan

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