Friedrich, Katja & Hanitzsch, Thomas

Prominente

politische Orientierungsgeber im Wahlkampf?

In den USA zählen prominente Fürsprecher für Präsidentschaftskandidaten (etwa George Clooney, Oprah Winfrey) schon lange zum Bild moderner Wahlkämpfe. Aber auch in Deutschland beziehen Prominente regelmäßig zu politischen Themen Stellung, etwa in Interviews und Twitter-Botschaften; sie machen sich für gesellschaftspolitische Initiativen und in Wahlkämpfen für bestimmte Parteien stark; sie werden sogar als Wahlfrauen bzw. -männer zur Bundesversammlung entsendet, um den Bundespräsidenten zu wählen.

Bislang liegen jedoch nur wenige Studien zum Wirkpotenzial des politischen Engagements von Prominenten vor, so dass die Forschung nur wenig darüber weiß, in welcher Form Prominente politische Orientierungshilfe bieten und inwieweit Rezipienten solche Angebote annehmen und sich davon beeinflussen lassen. Erste Studien aus dem US-amerikanischen Kontext zeigen, dass prominente Wahlwerbung (auf englisch: political celebrity endorsement) einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Bewertung politischer Kandidaten und die Einschätzung ihrer Wahlchancen hat. Unklar ist dabei jedoch, ob diese Medieneffekte nur in einer prominenzaffinen Kultur wie den USA oder in präsidentiellen Regierungssystemen auftreten, oder ob Prominente auch im parlamentarischen System Deutschlands zu Wahlhelfern von Politikern werden können.

Um diese Fragestellung zu untersuchen, haben wir vor der Bundestagswahl 2013 mit Hilfe des SoSci-Panels ein Experiment durchgeführt. Insgesamt 1.738 Teilnehmer wurden mit verschiedenen Formen prominenter Wahlwerbung konfrontiert und gaben anschließend ihre Einschätzungen zu Kandidaten, Parteien und Wahlchancen ab. Die Befunde der Studie geben erste Hinweise, dass prominente Wahlwerbung in Deutschland nicht gleichermaßen erfolgreich ist wie in den USA. Die Ursachen hierfür können erstens in der recht eindeutigen öffentlichen Wahrnehmung der Spitzenkandidaten und der Siegeschancen der Union liegen. Und zweitens wird prominente Wahlwerbung in Deutschland offenbar deutlich skeptischer bewertet als in den USA. Dies mag darauf zurückzuführen sein, dass die deutsche Film- und Fernsehindustrie einen geringeren gesellschaftlichen Stellenwert hat und deutschen Prominenten weniger soziale Bedeutung zugeschrieben wird als im Heimatland des Starkults.

Steckbrief

Titel (deutsch): Prominente – politische Orientierungsgeber im Wahlkampf?
Titel (englisch): Political Celebrity Endorsement in the German federal election 2013
Erhebungszeitraum: 08/2013–09/2013
Stichprobe (effektiv): 1.738
Stand der Informationen: 17.12.2013

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