Johnen, Marius

Der Wandel des Fernsehzuschauers zum Multitasker

Eine empirische Analyse der Eigenschaften und Motive von Second Screen-Nutzern

Die Studie widmet sich einer heutzutage zunehmend verbreiteten Mediennutzungsform: der Second Screen-Nutzung, welche die parallele Rezeption von Fernsehen und Internet umschreibt. Im Fokus der Untersuchung stehen dabei die Nutzer mit ihren Eigenschaften und Motiven, welche auf die Verbindung mit verschiedenen Facetten der Second Screen-Nutzung überprüft werden. Zur Erforschung dieser Zusammenhänge diente eine Online-Befragung, an der 1.295 Personen teilnahmen.

Zunächst wurde erörtert, inwieweit sich Second Screen-Nutzer und Nicht-Nutzer hinsichtlich ihrer Eigenschaften voneinander unterscheiden. Insgesamt greifen über 80 Prozent der Befragten zum Second Screen. Die Merkmale, die in der Studie miteinbezogen wurden, umfassen soziodemografische Eigenschaften (Alter, Geschlecht, Bildung und Form der Erwerbstätigkeit), Persönlichkeitsdimensionen (Big Five-Modell, Sensation Seeking) sowie medienbezogene Merkmale (Fernseh-/Internetbindung, Besitz und Nutzung von Empfangsgeräten, präferierte Rezeptionsform von Fernsehinhalten). Anhand einer multivariaten Analyse zeigte sich, dass sich Second Screen-Nutzer insbesondere durch ihre höheren Bindungen zu Internet bzw. Fernsehen, das jüngere Alter und den Besitz kleiner, mobiler internetfähiger Geräte auszeichnen.

Bei der Untersuchung der Nutzungsmotive stellte sich heraus, dass Menschen vor allem deshalb zum Second Screen greifen, um ihr Stimmungslevel anzupassen, also um Langeweile zu vermeiden, besser unterhalten zu werden oder eine angenehme Atmosphäre zu schaffen (affektive Motive). Auch die Suche nach Informationen (kognitive Motive) ist für viele Nutzer relevant, kommt aber nur sporadisch vor. Die gleichzeitig genutzten Inhalte in den beiden Medien stehen insgesamt nur selten in einem Zusammenhang; speziell der sozial-interaktive Kontakt mit den Programmmachern oder anderen Fernsehzuschauern besitzt nur eine geringe Bedeutung.

Des Weiteren wurden die Einflussfaktoren der Second Screen-Nutzungsintensität (Dauer und Häufigkeit der Nutzung) erforscht. Durchschnittlich nimmt die Parallelnutzung etwa die Hälfte der Fernseh-Zeit ein. Hierbei erwies sich eine Reihe von Faktoren als einflussreich, wobei vor allem affektive Bedürfnisse und hohe Bindungen zu Fernsehen bzw. Internet zu einer intensiven Parallelnutzung führen.

In einem letzten Schritt wurde die Verbindung zwischen Eigenschaften und Motiven der Nutzer hergestellt. Auch hier zeigte sich eine Vielzahl von signifikanten Zusammenhängen. Im Gegensatz zu den vorigen Analysen konnten dabei soziodemografische Merkmale und Persönlichkeitsdimensionen wesentliche Erklärungsbeiträge leisten. Insgesamt unterscheiden sich Mediennutzer weniger dadurch, ob oder wie intensiv sie den Second Screen nutzen, sondern vielmehr in ihren Nutzungsmotiven.

Steckbrief

Titel (deutsch): Der Wandel des Fernsehzuschauers zum Multitasker. Eine empirische Analyse der Eigenschaften und Motive von Second Screen-Nutzern
Titel (englisch): Television viewers as multitaskers. An empirical analysis of Second Screen users’ characteristics and motives
Erhebungszeitraum: 07/2013
Stichprobe (effektiv): 1.295
Stand der Informationen: 17.12.2013

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Marius Johnen

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