Heller, Sonja

Der Einfluss transformationaler Führung auf Burnout von Mitarbeitern

Generell besteht innerhalb der psychologischen Stressforschung Einigkeit darüber, dass sowohl individuelle als auch situationale Faktoren bei der Entstehung eines Burnouts eine Rolle spielen. Führungspersonen sind in der Position, bis zu einem gewissen Grad beides beeinflussen zu können – die objektiven situationalen Rahmenbedingungen der Arbeit ihrer Mitarbeiter und die subjektiven Bewertungen von Situationen des Arbeitsalltags durch ihre Mitarbeiter. Insbesondere motivierendes und unterstützendes Führungsverhalten (transformationale Führung) konnte mit einer Verminderung von negativen gesundheitsbezogenen Folgen wie Burnout und arbeitsbezogenem Stress in Verbindung gebracht werden (z. B. Sosik & Godshalk, 2000). Offen ist bislang allerdings, wie das Führungsverhalten von Vorgesetzten auf das individuelle Belastungserleben von Mitarbeitern wirkt (Nielsen & Munir, 2009). Ziel dieser Studie war die Prüfung eines möglichen Wirkmechanismus von transformationaler Führung auf Burnout von Mitarbeitern.

Ein einflussreicher Ansatz betont hinsichtlich der Entstehung von Stress/Burnout die entscheidende Rolle von Ressourcen im Wechselspiel mit Arbeitsbelastungen (Stressoren). Ressourcen sind physische, psychologische, soziale oder organisationale Aspekte eines Jobs, die (1) funktional für die Erreichung von Arbeitszielen sind, (2) die Arbeitsbelastung und damit assoziierte physische und psychische Kosten reduzieren und (3) persönliches Wachstum, Lernen und Entwicklung fördern (Bakker & Demerouti, 2007). Kernaussage der ressourcentheoretischen Ansätze ist, dass eine erfolgreiche Aufgabenbewältigung davon abhängt, inwieweit es einer Person möglich ist, Ressourcen zur Bewältigung ihrer Arbeitsanforderungen zu nutzen. Sind genügend Ressourcen vorhanden und ist die Person in der Lage, darauf zurückzugreifen, ist eine erfolgreiche und gesunde Aufgabenbewältigung wahrscheinlich.

Im Rahmen dieser Studie wurde vorgeschlagen, dass transformationale Führung durch den Vorgesetzten auf Seite des Mitarbeiters über seine berufliche Selbstwirksamkeitserwartung, seine impliziten Theorien über Willenskraft und seine wahrgenommene Arbeitsbelastung auf seinen Ausprägungsgrad auf den Burnoutdimensionen Erschöpfung und Distanzierung wirkt. Ein sich an Ressourcentheorien orientierendes Modell über die Zusammenhänge zwischen diesen Variablen wurde mit Hilfe eines Strukturgleichungsmodells getestet.

Der vorgeschlagene Wirkmechanismus konnte bestätigt werden: Ressourcen in Form von stärker ausgeprägter transformationaler Führung, hoher beruflicher Selbstwirksamkeitserwartung und der impliziten Theorie einer nicht-limitierten Ressource Willenskraft ermöglichen eine bessere Bewältigung der wahrgenommenen Arbeitsbelastung und führen zu geringer ausgeprägtem Burnout.

Literatur

Bakker, A. B., & Demerouti, E. (2007). The Job Demands-Resources model: state of the art. Journal of Managerial Psychology, 22(3), 309–328. doi:10.1108/02683940710733115

Nielsen, K., & Munir, F. (2009). How do transformational leaders influence followers’ affective well-being? Exploring the mediating role of self-efficacy. Work & Stress, 23(4), 313–329. doi:10.1080/02678370903385106

Sosik, J. J., & Godshalk, V. M. (2000). Leadership styles, mentoring functions received, and job- related stress: a conceptual model and preliminary study. Journal of Organizational Behavior, 21(4), 365–390. doi:10.1002/(SICI)1099-1379(200006)21:4<365::AID-JOB14>3.0.CO;2-H

Steckbrief

Titel (deutsch): Der Einfluss transformationaler Führung auf Burnout von Mitarbeitern
Titel (englisch): The effect of transformational leadership on burnout of employees – the role of implicit theories about willpower, occupational self-efficacy and perceived work stress
Erhebungszeitraum: 05/2012–08/2012
Stichprobe (effektiv): 740
Stand der Informationen: 05.12.2012
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