Mazotti, Alessandro

Wie entstehen durch emotionalisierte Facebook-Posts einer populistischen Partei Emotionen?

Social-Media Plattformen wie Facebook bekommen immer mehr und mehr Nutzer, somit sind diese Plattformen immer wichtigere Kommunikationskanäle der Gesellschaft, vor allem unter jungen Nutzern. Immer mehr der Anwender sind allerdings nicht nur in sozialen Medien aktiv um sich zu unterhalten, auch immer mehr informieren sie sich über politische Programme und Geschehnisse, wie beispielsweise die Flüchtlingsproblematik in Europa. Populistische Parteien haben diesen Trend früh entdeckt, und sind mit ihrer Präsenz in sozialen Medien sehr stark. Auch Emotionen spielen hierbei eine zunehmend wichtige Rolle, wie Angst und Ärger welche oft von populistischen Parteien verwendet werden.

Im Rahmen der Masterarbeit wird herausgefunden, wie unterschiedlich-emotionalisierte Facebook-Posts einer populistischen Partei (SVP) zum Thema Flüchtlinge, die Emotionsentstehung sowie Meinungsentstehung beeinflussen. Auch wird erhoben, welche Rolle die populistische Voreinstellung (Meinung) der Probanden in diesem Zusammenhang spielt. Allem voran nimmt die Appraisal-Theorie mit ihren Core-Relational-Themes eine zentrale Rolle in der Untersuchung ein, da sie die Emotionalisierung der Facebook-Posts prägt (Smith & Lazarus, 1993). Doch auch weitere theoretische Ansätze wie das Cognitive Functional Model (CFM) oder die Emotionstheorie von Plutchik sind Bestandteil dieser Untersuchung (Nabi, 2002; Plutchik, 2001).

Vorhergehende Studien und Theorien haben diesbezüglich widersprüchliche Effekte nachgewiesen. Einerseits zeigen sie, dass induzierte Emotionen durch Rezipienten übernommen werden, allerdings kann sich dieser Effekt auch ins totale Gegenteil behaupten, je nach Voreinstellung der Rezipienten. Auch gibt es Studien bzw. Theorien welche zeigen, dass eine Meinungsbeeinflussung eher durch Angst, anstatt durch Ärger herbeigeführt werden kann, und dass somit Emotionen direkt auf die Meinungsentstehung einwirken. Die Studie prüft alle diese theoretischen Annahmen im Rahmen der Kommunikation in sozialen Medien.

Methode

Die Studie hat ein experimentelles Untersuchungsdesign mit einem quasiexperimentellen Faktor. Da die Studie (Befragung) an einem einmaligen Zeitpunkt erhoben wird, hat sie ein Querschnittsdesign. Es wurden drei Faktoren (Facebook-Posts) in der Studie manipuliert: Ein Post wurde stark auf die Emotion Ärger aufgeladen, der zweite Post wurde mit der Emotion Angst emotionalisiert und ein dritter Facebook-Post (Kontrollgruppe) wurde komplett de-emotionalisiert. Alle drei Facebook-Posts handeln inhaltlich von Flüchtlingen, welches ein zentrales Thema in der gegenwärtigen Kommunikation von populistischen Parteien darstellt. Nach dem Lesen der Facebook-Posts wird anhand Skalen die Emotionsentstehung sowie Meinungsentstehung gemessen. Die Unterschiede in der Beantwortung dieser Skalen zwischen den Probanden kann dann auf die Emotionalisierung der Facebook-Posts zurückgeführt werden.

Ergebnisse

Insgesamt haben 424 Probanden an der Studie teilgenommen, wovon 79 ausgeschlossen werden mussten, da sie eine aufmerksamkeitsbezogene Kontrollfrage falsch beantwortet haben.

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Emotion Ärger in Verbindung mit dem Flüchtlingsthema eine entscheidende Rolle spielt. Die durch den Facebook-Post induzierte Emotion wurde von den Probanden übernommen: Der Ärger-Post löste einerseits mehr Ärger aus als die anderen Facebook-Posts und andererseits löste er die Emotion Ärger im Vergleich zu anderen Emotionen am stärksten aus.

Allerdings hat sich gezeigt, dass dies beim Angst-Post nicht der Fall war, da einerseits der auf Ärger emotionalisierte Facebook-Post mehr Angst ausgelöst hat, und der auf Angst emotionalisierte Post löste mehr Ärger statt Angst aus. Zudem konnten keine signifikanten Effekte gefunden werden auf die Meinungsentstehung: Der Ärger-Post verursachte eine etwas negativere Meinung gegenüber Flüchtlingen als der nicht-emotionalisierte- und der Angst-Post. Auch wurde durch die Studienergebnisse ersichtlich, dass die populistische Voreinstellung stark mit der Meinung gegenüber Flüchtlingen zusammenhängt, jedoch wurden hier keine signifikanten Effekte gefunden im Bezug zur Emotionsentstehung.

Zudem wurde durch die Masterarbeit generell ersichtlich, dass es sehr schwierig ist einen Text durch die Appraisal-Theorie disjunkt auf eine einzelne Emotion zu emotionalisieren und die Thematik alleine stark auf die Emotionsentstehung wirkt.

Literatur

Nabi, R. (2002). Anger, fear, uncertainty, and attitudes: a test of the cognitive-functional model. Communication

Monographs, 69(3), 204-216. doi: https://doi.org/10.1080/03637750216541

Plutchik, R. (2001). The nature of emotions. American Scientist, 89(4), 344-350.

Smith, C. & Lazarus, R. (1993). Appraisal components, core relational themes, and the emotions. Cognition and Emotion,

7(3-4), 233-269. doi: https://doi.org/10.1080/02699939308409189

Steckbrief

Titel (deutsch): Wie entstehen durch emotionalisierte Facebook-Posts einer populistischen Partei Emotionen?
Titel (englisch): How do emotionalized Facebook posts from a populist party evoke emotions?
Erhebungszeitraum: 03/2020–04/2020
Stichprobe (effektiv): 345
Stand der Informationen: 10.06.2020

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