Winkler, Sophie R.

Zappst Du noch oder streamst Du schon?

Eine empirische Studie mittels Trendgruppenbefragung und Experteninterviews zur Zukunft des Fernsehens.

Unsere Zeit ist geprägt von Digitalisierung, Beschleunigung und Wandel. Mitunter kommt es zu disruptiven Veränderungen. Ein Blick auf die Medien und die Mediennutzung zeigt, auch hier findet derzeit ein bemerkbarer Wandel statt. Fernsehen ist in Deutschland, wie schon seit Jahren, mit Abstand das populärste Medium. Doch wie wirken sich technische Entwicklungen und veränderte Nutzungsgewohnheiten auf die Zukunft des klassischen Fernsehens aus?

Die Studie geht dieser Frage folgendermaßen nach: Anhand einer quantitativen Trendgruppenbefragung wurde eine allgemeine Richtung der zukünftigen Fernsehnutzung abgeleitet. Aufbauend darauf wurden qualitative Experteninterviews geführt, wodurch schließlich Aussagen über die Zukunft des linearen Fernsehens hergeleitet wurden. Die Studie differenziert dabei zwischen klassischem bzw. linearem Fernsehen und der On-Demand-Nutzung von Fernseh- und Videoinhalten.

Ergebnisse

Das klassische Fernsehen wird, den Experten zufolge, nicht aussterben. Gemäß dem Rieplschen Gesetz wird es auch in Zukunft existieren und eventuell eine Nische finden, auf das es sich spezialisiert – denkbar sind hier Inhalte mit Live-Charakter wie Breaking News oder auch entsprechende Shows etc. Die Bedürfnisse nach zeitunabhängiger Nutzung und damit einhergehend der selbstbestimmten Auswahlmöglichkeit sind in der Trendgruppe die wichtigsten Bedürfnisse bei der Fernsehnutzung und werden, wieder den Experten zufolge, in der gesamten Bevölkerung unter folgenden Bedingungen immer wichtiger: Wenn die Nutzer die Technik beherrschen, wenn noch mehr Inhalte über das Internet und wenn flächendeckend noch bessere Internetverbindungen bestehen. Prognostiziert wird, dass mit flächendeckender Verbesserung der Internetverbindungen noch mehr Nutzer zum On-Demand-Fernsehen übergehen und es nur eine Frage der Zeit ist, bis sich beide Arten der Fernsehnutzung das Wasser reichen können.

Besser, größer, schneller: Die Zuschauer werden daheim einen immer besseren (multimedialen) Bildschirm haben, auf dem sie Fernseh- und Videoinhalte ansehen können. Dieser Bildschirm wird so groß wie möglich sein, wie es die individuellen räumlichen Verhältnisse und die technischen Gegebenheiten zulassen. Womit das Bedürfnis nach einem unverfälschten Seherlebnis bedient wird. Dementsprechend werden Bildtechnikverbesserungen wie 4K und UHD eine tragende Rolle spielen. Die Experten prognostizieren auch den Durchbruch der Sprachsteuerung, insbesondere für die Auswahl von Fernseh- und Videoinhalten.

Mobile Nutzung: Für sogenannte Shortform-Inhalte ist die mobile Nutzung, den Experten zufolge, bereits Mainstream. Für Longform-Inhalte wird sie auch immer wichtiger werden. Insbesondere wird die mobile Nutzung für aktuelle Inhalte wichtig, also für Inhalte, die mit der Zeit an Aktualität verlieren.

Virtual Reality und Augmented Reality würden für das Fernsehen in Zukunft zwar auch eine Rolle spielen, allerdings müssten hier noch die richtigen Fernseh- bzw. Videoformate gefunden werden.

Festzuhalten bleibt, dass die On-Demand-Fernsehnutzung drastisch zunehmen wird, dass klassisches Fernsehen dennoch nicht ausstirbt, allerdings dem Wandel der Zeit gerecht werden muss. Diese Aufgabe der Weiterentwicklung ist, den Experten zufolge, für alle Beteiligten, insbesondere im Zusammenhang mit Entscheidungen der Medienpolitik und rechtlichen Rahmenbedingungen, eine besonders schwere Herausforderung.

Steckbrief

Titel (deutsch): Zappst Du noch oder streamst Du schon? Eine empirische Studie mittels Trendgruppenbefragung und Experteninterviews zur Zukunft des Fernsehens.
Titel (englisch): Still Zapping or Already Streaming? An empirical study using trend group survey and expert interviews on the future of television.
Erhebungszeitraum: 08/2017
Stichprobe (effektiv): 255
Stand der Informationen: 07.02.2018

Publikationen

Winkler, S. R. (2017). Zappst Du noch oder streamst Du schon? – Eine empirische Studie mittels Trendgruppenbefragung und Experteninterviews zur Zukunft des Fernsehens. Unveröffentlichte Masterarbeit am Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaft, Universität Passau.

Kontakt

Sophie Winkler

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